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Legendarisches Erzählen im Mittelalter. Formen, Funktionen und Kontexte der deutschsprachigen Heiligenerzählung

Fachliche Zuordnung Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268525656
 
Das beantragte Netzwerk begegnet dem Desiderat einerumfassenden Darstellung der legendarischen Literatur desMittelalters. Da sich das umfangreiche und polymorphe Korpus einerkonsistenten Gattungsdefinition entzieht, wird eine Rekapitulation derVielfalt legendarischen Erzählens angestrebt, in der insbesondereseine diskursive Flexibilität und Aktualisierbarkeit berücksichtigtwerden. Anstatt mit einem ontologischen Heiligkeitsbegriff zuoperieren, wird das Netzwerk daher die Frage in den Mittelpunktstellen, welches Spektrum von Heiligkeitsentwürfen legendarischesErzählen entfaltet. Dabei wird der einzelne Textzeuge als Versuch desnarrativen Umgangs mit dem Heiligen ernst genommen: DieKonstitution der/des Heiligen über bestimmte Identitäts-, Körper-, undGenderkonzepte in systematischer und historischer Perspektive sollebenso untersucht werden wie die Vielfalt der narrativen Verfahren,mit denen Heiligkeit zur Geltung gebracht werden kann. Neben demgrundlegenden Transzendenzbezug ist hierfür das Konzept derimitatio Christi von zentraler Bedeutung. Diese beschränkt sich nichttextimmanent auf die Nachahmung der Passion Christi, sondern siekann sich ebenso auf intertextueller (als imitatio auctorum) oderperformativer Ebene (etwa im Sprechakt des Gebets auf dasPublikum ausgreifend) äußern. Daher liegt der Fokus insbesondereauch auf den unterschiedlichen Formen religiöser Funktionalisierunglegendarischer Erzählungen. Institutionelle und mediale Kontextewerden in die Analyse miteinbezogen, so dass die Frage nachunterschiedliche Narrativierungs- und Medialisierungsformen vonHeiligkeit mit den jeweiligen historischen Produktions- undRezeptionszusammenhängen enggeführt wird. Dieses Vorgehenverspricht ein differenziertes Bild der Flexibilität legendarischerLiteratur unter ihren jeweiligen Geltungsbedingungen. Ausgehend vondrei Analyseebenen wird das Netzwerk inhaltliche Aspekte(Heiligenfigur/Stoff/Motiv), formale Kriterien (Sprache, Erzählmuster,Genre/Format) und Fragen des Kontexts (Überlieferung, Institution,religiöse Funktionalisierung) in ihrem spezifischen Verhältniszueinander daraufhin untersuchen, wie sie jeweils Heiligenfiguren undHeiligkeitsmodelle formen. Auf diese Weise lässt sich das Verhältnisvon Konstanz und Variabilität legendarischer Literatur als einefortwährende Rekombination verschiedener Diskurs- undErzähltraditionen beschreiben, die produktiv angeeignet und, inKurztexten, Epen, Textsammlungen und Predigten, auf jeweilsspezifische Weise für die Narrativierung von Heiligkeit genutztwerden. Das Ergebnis des beantragten Netzwerks, eine gemeinsamverfasste Monographie zum "Legendarischen Erzählen im Mittelalter"mit dem Schwerpunkt deutschsprachige Heiligenerzählung, wird dieLegende als zentrales Medium religiöser Kommunikation historischund systematisch erschließen und damit einen wichtigen Beitrag zurLiteratur- und Religionsgeschichte des Mittelalters leisten.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
 
 

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