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Die Rolle der Ökologie im Evaluativen Konditionieren: Eine überarbeitete Konzeptualisierung von Preparedness

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268224874
 
Die Evaluative Konditionierung (EC) ist ein etabliertes sozial-kognitives Forschungsparadigma, das für die Untersuchung inzidentellen Einstellungslernens entwickelt wurde. Der EC-Effekt besteht in der Veränderung in der Evaluation eines konditionierten Stimulus (CS), die auf die bloße Paarung mit einem valenten, unkonditionierten Stimulus (US) zurückzuführen ist. Da EC ein einfaches und effizientes Lernparadigma darstellt, wurde es bisher als weitgehend Stimulus-getrieben angesehen. Die CS-US-Paarung stellt demnach die primäre Determinante der CS-Evaluation dar. Kontextuellen Einflüssen, die diesen Zusammenhang moderieren können, wurde in Erklärungsansätzen von EC und empirischen Untersuchungen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Um diese Lücke zu schließen, stützt sich das vorliegende Projekt auf das Konzept der Preparedness, das einen Einfluss der Anreizstruktur der Umwelt auf ein verwandtes Lernphänomen, das Klassische Konditionieren, postuliert. Im Gegensatz zu früheren Konzeptualisierungen wird das Konzept der Preparedness erweitert auf die generelle Bereitschaft, bestimmte Informationen oder Informationen auf eine bestimmte Art und Weise zu verarbeiten und damit von ihrer evolutionsbiologischen Konnotation befreit. Außerdem wird die Quelle von Preparedness nicht nur in der Anreizstruktur, sondern allgemein in den Gegebenheiten der Lernumwelt verortet. Das Arbeitsprogramm fokussiert auf flexible, kurzfristige Effekte der Ökologie auf Einstellungsänderung. Die unterschiedlichen Aspekte des Arbeitsprogramms verursachen dabei eine Preparedness, die sich in Aufmerksamkeitsverzerrungen, Enkodierschemata, Verarbeitungsstilen und Erwartungen äußert, die wiederum die mikro-genetische Konstruktion von Stimuli und Stimulusrelationen beeinflussen. Die von dem überarbeiteten Preparednesskonzept abgeleiteten Effekte der Lernumwelt, gehen über die Modulation der Richtung und Größe des EC-Effektes hinaus. Zum einen wird vorhergesagt, dass die Ökologie auch einen Einfluss auf Automatizitätsmerkmale des Akquisitionsprozesses nimmt. Diese Konzeptualisierung verlangt die orthogonale Konzeptualisierung und Untersuchung von Automatizität und Kontexteinflüssen. Automatizitätsmerkmale des Akquisitionsprozesses werden durch validierte stochastische Modelle in Abhängigkeit von situativen Faktoren erfasst. Ein anderer neuer Aspekt dieses Projekts betrifft die Bedingungen in der Umwelt, unter denen Individuen generalisierte Einstellungen (z.B. gegenüber sozialen Gruppen) im Kontrast zu individualisierten Einstellungen erwerben. Zusammenfassend ermöglichen die Re-Konzeptualisierung von Preparedness und ihre Anwendung auf den Einstellungserwerb eine Reihe neuer Vorhersagen, die bestehende Erklärungsansätze für EC hinterfragen und erweitern, sowie eine überarbeitete Definition der Automatizität kognitiver Prozesse erfordern. Darüber hinaus hat die gegenwärtige Forschung theoretische und praktische Implikationen für den Erwerb generalisierter Einstellungen.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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