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Multilateral communication in processes of urban development

Subject Area Urbanism, Spatial Planning, Transportation and Infrastructure Planning, Landscape Planning
Term from 2014 to 2019
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 266709055
 
Final Report Year 2018

Final Report Abstract

An Prozessen der Stadtentwicklung wirken viele verschiedene Akteure auf unterschiedliche Weise mit. Die Gestaltung der Bezüge zwischen ihnen (»Interdependenzen«) ist wesentlich kommunikativer Art und bedarf angesichts der Vielfalt der Beteiligten »multilateraler« Betrachtung. Von diesen Prämissen ausgehend wurden 400 Beispiele aus verschiedenen Handlungsfeldern der Stadtentwicklung erfasst, 50 von ihnen genauer beschrieben und zehn vertiefend (multiperspektivisch) analysiert. Der Forschungsprozess wurde in Forschung-Praxis-Kommunikation (Experteninterviews, Dialogveranstaltungen) eingebettet. Ziel war es, die Realität multilateraler, kommunikativer Interdependenzgestaltung anhand von fünf Aspekten (Substanz, Akteure, Ziele, Kontext, Prozess) möglichst präzise zu beschreiben und wesentliche, Verlauf und Inhalt der Prozesse prägende Faktoren zu identifizieren. Dieses Ziel wurde insofern erreicht, als anhand zahlreicher Beispiele die Vielfalt der Akteure sichtbar gemacht werden konnte – ihrer jeweils getrennten Kommunikationswelten und Handlungslogiken, der Einflüsse, die sie und ihr Handeln auf die Prozesse haben. Dabei zeigte sich: Je genauer ein Fall betrachtet wird, umso größer und differenzierter wird das Feld der Akteure. Und: Kaum einer der Mitwirkenden hat einen Überblick über die Gesamtheit der tatsächlich Involvierten. Vor diesem Hintergrund stellen sich vielfältige Verknüpfungsaufgaben. Dazu nur ein Beispiel: Es sind (zumeist einzelne) Akteure in den Verwaltungen, die drei Schnittstellen zugleich gestalten müssen: die zu den Binnenwelten der Administration, die zur lokalen Politik und die Vermittlung hin zur Öffentlichkeit. Dies führt nicht nur gelegentlich zu Überlastungen, sondern auch dazu, dass die Verwaltung aus der Perspektive der Öffentlichkeit als ihr eigentliches Gegenüber angesehen wird und so eine quasi »politische« Rolle bekommt. Besonders bemerkenswert erscheint, dass die Öffentlichkeit, über die Pluralität der Akteure, Rollen, Interessen, Einflussnahmen sowie aller weiteren Rahmenbedingungen – und den daraus resultierenden Zwang zu Abwägung und Kompromissbildung – sehr häufig nicht oder nur sehr unzureichend informiert wird. Damit verlieren die Beteiligungsergebnisse nicht nur an Realitätsbezug, sondern auch an Relevanz für nächste Schritte im Prozess. Das kann die vormals Involvierten am Sinn von Öffentlichkeitsbeteiligung zweifeln lassen und/oder zur Verhärtung von Fronten führen. In der Vielfalt von Rahmenbedingungen, die die Prozesse prägen und über deren lange Dauer (vom Plan bis zur Umsetzung) nicht selten gravierend verändern, erwies sich die Kommunikation selbst als besonders bedeutsam. Sie greift, ganz wie es in den Kommunikationstheorien postuliert wird, in ihrer Entwicklung auf sich selbst zurück. Das unterstreicht die Bedeutung der lokalen Planungskultur, des kommunikativen Klimas zwischen Akteursgruppen ebenso wie konkreter Vorerfahrungen (positiver wie negativer Art). Damit sind bereits grundsätzliche Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit angesprochen. Sie lassen sich stark verkürzt so zusammenfassen: Kommunikative Interdependenzgestaltung in Prozessen der Stadtentwicklung ist prinzipiell nicht vollständig zu erfassen. Sichtbar werden nur die »Spitzen« eines »Kommunikationsmassivs« und Ausschnitte aus lang andauernden Prozessen. Das, was man sieht, wird jedoch von dem, was nicht sichtbar ist, wesentlich geprägt. Das hat zweifellos für die Forschung (ihr Gegenstandsverständnis, ihre Methoden) erhebliche Konsequenzen und wirft zugleich – für Theorie wie Praxis – Fragen nach der Steuerung solcher Prozesse auf. Das lenkt den Blick von der Optimierung kleiner Prozessausschnitte (etwa Beteiligungsverfahren im Zuge der Planaufstellung) auf die Qualität des Gesamtprozesses – und seiner Transparenz für alle Beteiligten.

Publications

  • (2017): Partizipation 8.0. Bürgerinnen und Bürger in Prozessen der Stadtentwicklung – ein Blick zurück nach vorn. In: Informationen zur Raumentwicklung. H. 6/2017 (Online-Partizipation in der Stadtentwicklung), hgg. vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn S. 12-23
    Selle, Klaus
  • (2018): Multilaterale Kommunikation in Prozessen der Stadtentwicklung. Fallstudien. In: PT_Materialien Nr. 41
    Fugmann, Friederike; Ginski, Sarah; Selle, Klaus; Thissen, Fee
  • (2018): Multilaterale Kommunikation in Prozessen der Stadtentwicklung. Querauswertung und Katalog von 50 Praxis-Beispielen. In: PT_Materialien Nr. 40|1 und 40|2
    Fugmann, Friederike; Ginski, Sarah; Selle, Klaus; Thissen, Fee
    (See online at https://doi.org/10.18154/RWTH-2018-222208)
  • (2018): Praxis im Blick. Planungs- und Entscheidungsprozesse im »feinen Korn« abbilden. Methodische Überlegungen und inhaltliche Folgerungen. In: RaumPlanung 196 / 2-2018. S. 8-13
    Fugmann, Friederike; Ginski, Sarah; Selle, Klaus; Thissen, Fee
  • (2018): Stadt entwickeln. Arbeit an einer Gemeinschaftsaufgabe. Texte aus Forschung und Praxis. Lemgo
    Selle, Klaus
  • (2019): Vorhang auf! In: Olaf Schnur, Matthias Drilling und Oliver Niermann (Hg.): Quartier und Demokratie. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden (Quartiersforschung), S. 141–152
    Fugmann, Friederike; Ginski, Sarah; Thissen, Fee
    (See online at https://doi.org/10.1007/978-3-658-26235-8_9)
 
 

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