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Kognitive Kontrolle und assoziative Prozesse in einem Prozessdissoziationsmodell der Stroop Aufgabe mit Anwendung auf listenübergreifende und itemspezifische Häufigkeitskongruenzeffekte

Antragstellerin Dr. Kerstin Dittrich
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265460498
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel des Projekts war, den Wortleseparameter (W Parameter) des Prozessdissoziationsmodells der Stroop Aufgabe zu validieren. Mit einem solch validierten Modell sollten dann wiederum bekannte Phänomene der Stroop Literatur, wie sogenannte Häufigkeitskongruenzeffekte, auf der Prozessebene untersucht werden. Ausgangspunkt der Experimente war eine Arbeit von Klauer, Dittrich, Scholtes und Voss (2015), die zeigte, dass bei dem konventionellen Prozessdissoziationsmodell der Stroop Aufgabe von Lindsay und Jacoby (1994) die Invarianzannahme verletzt war. Dies bedeutete, dass sich der W Parameter für kongruente und inkongruente Stimuli unterschied und somit getrennt geschätzt werden sollte. Mit Hilfe dieses adaptierten Prozessdissoziationsmodells der Stroop Aufgabe sollte zunächst untersucht werden, ob der W Parameter tatsächlich Wortleseprozesse misst und ob er darüber hinaus durch kognitive Kontrolle oder assoziative Prozesse beeinflusst wird. Die Annahme von Lindsay und Jacoby (1994), dass dies der Fall sein sollte, beruhte auf dem Befund, dass der W Parameter durch eine Manipulation der Häufigkeitskongruenz in dem konventionellen Prozessdissoziationsmodell der Stroop Aufgabe beeinflusst wurde. In einer Serie von Experimenten konnten wir jedoch keine der getroffenen Annahmen bestätigen: Die W Parameter wurden weder von einer Manipulation der Lesbarkeit, noch von Manipulationen der kognitiven Kontrolle oder assoziativen Prozesse beeinflusst. Dieses Ergebnis lässt zwei Schlüsse zu. Zum einen ist es denkbar, dass die Manipulationen nicht erfolgreich waren. Zum anderen ist es aber auch möglich, dass die W Parameter diese Prozesse nicht in der Art messen, wie ursprünglich angenommen. Für diese zweite Möglichkeit sprechen zwei Aspekte. Zum einen zeigten die verwendeten Manipulationen Effekte auf der Rohdatenebene (in den Reaktionszeiten und/oder Fehlern), und können somit als erfolgreich angesehen werden. Zum anderen lieferten die Ergebnisse des zweiten Teils des Projekts Evidenzen hierfür. In diesem Teil des Projekts wurden listenweise und itemspezifische Häufigkeitskongruenzeffekte untersucht. Auf der Ebene der Rohdaten wurden in allen Experimenten Effekte der Häufigkeitskongruenz gefunden, jedoch zeigte sich kein Einfluss auf die W Parameter. Eine Analyse der Daten mit dem konventionellen Prozessdissoziationsmodell der Stroop Aufgabe von Lindsay und Jacoby (1994) replizierte jedoch das von ihnen berichtete Ergebnis: Wird nur ein W Parameter geschätzt (ein gemeinschaftlicher Parameter für kongruente und inkongruente Stimuli), so wird dieser durch eine Manipulation der Häufigkeitskongruenz beeinflusst. Dieses Ergebnis scheint jedoch auf Grund der Verletzung der Invarianzannahme in diesem Modell ein Artefakt zu sein. Somit scheint die von ihnen formulierte Argumentation, dass die W Parameter Wortleseprozesse messen da sie durch die Manipulation der Häufigkeitskongruenz beeinflusst werden, nicht zulässig. Diese Überlegung stimmt mit den Ergebnissen aus dem ersten Teilbereich des Projekts überein, bei dem wir keine Beeinflussung der W Parameter durch die Manipulation der Lesbarkeit der Stimuli, der kognitiven Kontrolle und der assoziativen Prozesse gefunden haben. Die Ergebnisse dieses Projekts legen daher nahe, dass die in der Stroop Literatur vorhandenen Befunde, die auf dem Prozessdissoziationsmodell der Stroop Aufgabe basieren, überdacht werden müssen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2017). Is it All Word‐Reading? Validation and Application of the Process Dissociation Model of the Stroop Task. Dissertation, Universität Freiburg
    Schimpf, N.
 
 

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