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Vom Latein zum Französischen: Aufbau und Analyse eines digitalen Korpus spätlateinischer und altfranzösischer Texte
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Rembert Eufe; Professorin Dr. Maria Selig; Professor Dr. Christian Wolff
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung
Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 265325513
Es ist allgemein bekannt, dass die Rekonstruktionen der Historisch-Vergleichenden Sprachwissenschaft keine direkte Verbindung zwischen den ersten romanischen Texten und dem Spätlatein herstellen kann. Zwischen dem durch den Vergleich der romanischen Sprachen rekonstruierten 'Proto-Romanisch' und dem schriftlich überlieferten Spätlatein klafft eine Lücke, ein no man's land, das die unmittelbare und vollständige Ableitung der romanischen Strukturen aus den lateinischen unmöglich macht. Der Abstand ist kein zeitlicher, denn das Spätlatein und die romanischen Varietäten koexistieren im gemeinsamen spätantiken und frühmittelalterlichen Kommunikationsraum. Er hat vielmehr einen funktionellen Hintergrund und geht auf die Komplementarität von (lateinischer) Distanzsprache und nähesprachlichen (romanischen) Varietäten zurück. Das beantragte Projekt macht es sich zur Aufgabe, dieses komplexe Verhältnis am Beispiel der Entwicklung vom (Spät)Latein zu den altfranzösischen Varietäten zu untersuchen. An diesem Vorhaben werden sowohl latinistische als auch romanistische Forscher beteiligt sein, die den Übergang zwischen den sprachlichen Systemen von beiden Seiten beleuchtet. Das Projekt vereint drei Arbeitsgruppen: (i) Die deutsche Arbeitsgruppe bringt ihre linguistische Expertise auf dem Gebiet des Spätlateinischen ein. Ausgehend von den Textsammlungen der Monumenta Germaniae Historica entsteht in Zusammenarbeit mit Medieninformatikern ein digitales lateinisches Korpus, das morphosyntaktisch annotiert und lemmatisiert ist. Darüber hinaus sollen Verfahren der digitalen Registerkennzeichnung bzw. der digital basierten konzeptionellen Profilierung von Texten bzw. Textteilen entwickelt werden. (ii) Die Arbeitsgruppe in Lyon baut ihre Erfahrung bei der Erstellung elektronischer Korpora des Altfranzösischen (Base de français médiéval) weiter aus. Sie fügt das bereits bestehende altfranzösische und das entstehende lateinische Korpus zusammen und sorgt für eine gemeinsame Präsentation und parallele Abfragemöglichkeiten. Außerdem arbeitet sie an einem zweisprachigen Korpus altfranzösischer Übersetzungen von lateinischen Texten. (iii) Die Gruppe in Lille koordiniert die Auswertung dieses zweisprachigen Korpus durch eine bereits eingerichtete Arbeitsgruppe, die Latinisten und Forscher zur altfranzösischen Sprachgeschichte vereint. Die Arbeitsgruppe nutzt die vom Projekt zur Verfügung gestellten Daten bei der Abfassung eines Handbuchs zum Übergang vom Spätlatein zum Altfranzösischen. Auf diese Weise können die Analyse- und Annotationsstrategien direkt auf ihre Brauchbarkeit und ihr ergonomisches Profil hin überprüft werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Kooperationspartnerinnen
Professorin Anne Carlier; Professorin Dr. Céline Guillot