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Das 'Marechal-Paradigma' oder die 'dritte Position' der argentinischen Literatur

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 263030092
 
Die Leithypothese des transnationalen Projekts zum Marechal-Paradigma ist die Existenz einer neben Jorge Luis Borges und Roberto Arlt dritten Gründungsfigur der literarischen (Post)Moderne in Argentinien, die sich im Moment der Ausbildung eines literarischen Feldes zwischen dem elitären Kulturprogramm einer intellektuellen Simulationsästhetik im Sinne Borges' und einer sozialkritischen defizitären Schreibweise im Sinne Arlts als allegorisch-parodistische dritte Position entwickelt. Dabei zeichnet sich, so die zweite Arbeitshypothese, Marechals Schreiben als stete Überkreuzung antimoderner (neoplatonischer), moderner (avantgardistischer) und postmoderner (parodistischer) Positionen aus und transzendiert somit die europäischen Parameter teleologischer Ordnungsmodelle. Während das Forschungsprojekt auf argentinischer Seite den systematischen Nachweis des (thematisch und literarästhetisch begründeten) Marechal-Paradigmas durch Gegenüberstellung mit den Gründungsvätern der narrativen Moderne in Argentinien, Jorge Luis Borges und Roberto Arlt, führt, wird die deutsche Seite durch die diachrone Vermessung eines zum argentinischen Kanon alternativen literarischen Feldes den Nachweis der Existenz eines allegorisch-parodistischen Marechal-Paradigmas anhand der kontinuierlichen Rezeption Marechals seit 1965 und insbesondere im aktuellen argentinischen Roman mit seiner Rückkehr zu (neuen) Formen des Realismus vornehmen. Zwar lässt sich seit den 1990er Jahren eine Zunahme internationaler Übersetzungen, kritischer Editionen und fachwissenschaftlicher Aufsätze zu diesem aus politischen Gründen in Argentinien ungenügend rezipierten Autor verzeichnen; doch eine übergreifende Sicht auf die Zusammenhänge zwischen Marechal und seinen Zeitgenossen wie auch auf die verborgene, heimliche Tradition der Marechal-Rezeption fehlt ebenso wie eine Wirkungsgeschichte, die seinen Einfluss auf die nachfolgende Autorengeneration untersucht. Mit der Erarbeitung einer in diesem Sinne übergreifenden und umfassenden Sicht auf Leopoldo Marechal soll durch das beantragte Forschungsprojekt die Existenz des Marechal-Paradigmas nachgewiesen und damit eine Forschungslücke in der lateinamerikanischen Literaturgeschichtsschreibung geschlossen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Argentinien
Beteiligte Person Professorin Dr. Mariela Blanco
 
 

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