Detailseite
Der 'internationale Stil' des Neuen Frankfurt. Zum transnationalen Kulturtransfer in der Architektur-, Stadtplanungs- und Designgeschichte 1925-1960
Antragsteller
Professor Dr. Christoph Cornelißen
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262478645
Das Dissertationsprojekt zielt darauf ab, die lebensbiographischen Brüche von vier renommierten Architekten, Stadtplanern und Designern für eine tief reichende Analyse des Transfers von Ideen, Konzepten und Praktiken in der modernen Architektur-, Stadtplanungs- und Designgeschichte zu nutzen. Im Einzelnen handelt es sich hierbei um Ernst May, Ferdinand Kramer, Martin Elsaesser und Margarete Schütte-Lihotzky, die in den 1920er Jahren am international beachteten Siedlungsprojekt 'Das Neue Frankfurt' als Pioniere der Moderne gefeiert und nach 1933 als 'entartet' diffamiert worden sind. Drei von ihnen verließen das Land und sahen sich in verschiedensten Kulturkreisen mit fremdartigen Bautraditionen, teilweise exotisch anmutenden soziokulturellen Ansprüchen und unbekannten politischen Konstellation konfrontiert. Der vierte begab sich in die 'innere Emigration'. Nach Kriegsende kehrten die Exilanten nach Deutschland zurück. Die Arbeit soll zum einen Aufschluss darüber geben, auf welchen nationalen und internationalen Ideen das Programm des Neuen Bauens in seiner Frankfurter Variante wurzelte. Zum anderen geht sie der Frage nach, wie sich die Ideen der Protagonisten unter dem Einfluss ihrer Lebensbrüche wandelten und wo sich dies in ihren Planungen widerspiegelte. Analysiert werden theoretische und praktische Arbeit auf dem Gebiet der Architektur, der Stadtplanung und des Designs. Dabei verknüpft die Arbeit biographische Bausteine mit den international prägenden Stil- und Denkschulen, so dass eine historische, transnational orientierte Perspektive jenseits der Beschränkungen der klassischen Künstlerbiographie einerseits sowie der isolierten Stilanalyse andererseits entsteht. Besondere Relevanz haben die Protagonisten nicht nur wegen ihrer Prominenz für das Neue Frankfurt: vielmehr waren sie als Experten und Sozialingenieure auf dem Feld der Stadtplanung und Architektur international gefragt. Die Politik, die gesellschaftlichen Wandel bis in die zweite Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts vermehrt mittels infrastruktureller Großprojekte und gezielter Raumentwicklung zu erzielen suchte, trug diesem Expertentum eine enorme Wirkungsmacht ein, die im Kontext der jeweils vorherrschenden politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eingehend untersucht werden soll. Die Betrachtung der Architektentätigkeit in unterschiedlichen Staaten und Kontinenten verspricht außerdem, Einblick in verschiedene Konzeptionen von Stadtplanung und Spielarten von Urbanisierung im 20. Jahrhundert zu geben sowie Erkenntnisse im Bereich der Infrastrukturgeschichte zu erlangen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen