Depression: Representations in French Prose at the Turn of the Millennium
Final Report Abstract
Das 21. Jahrhundert sei das Jahrhundert der Depression – so die prognostizierende Diagnose von Elisabeth Roudinesco in Pourquoi la psychanalyse? (1999). Längst stellt die Depression nicht mehr ausschließlich oder vornehmlich ein Thema medizinischer Fachpublikationen dar. Das Projekt widmete sich der überaus fruchtbaren Literaturproduktion Frankreichs und fasste dabei die Depression als multifaktorielles Geschehen, in dem bio-psycho-soziale Faktoren zusammenwirken. Auf der Basis einer diskursanalytisch ausgerichteten Literatur- und Kulturwissenschaft wurden Perspektiven und Methoden verschiedener Disziplinen, insbesondere der Psychoanalyse und der Neurowissenschaften, in Bezug zueinander gesetzt. Es wurden medizinische und psychoanalytische Narrative in der Erzählliteratur der Gegenwart identifiziert und ihre Relevanz für die fiktionalen Werke ergründet; zudem wurde analysiert, inwieweit Literatur ergänzende, aber auch divergierende Sichtweisen zu medizinischem und psychoanalytischem Wissen bieten kann. Die Literaturproduktion zum Phänomen der Depression erfuhr eine literaturwissenschaftliche Verortung; die Ästhetik der Texte wurde als spezifisch wissenspoetologischer Beitrag untersucht, anhand dessen Dynamiken der Depression literatur- und kulturwissenschaftlich erarbeitet und verarbeitet werden können. Im Fokus standen depressive Figuren in acht (auto-)fiktionalen Texten – Thierry Beinstingel (2010): Retour aux mots sauvages; Philippe Delerm (1999): Le Portique; Michel Houellebecq (2019): Sérotonine und (1994): Extension du domaine de la lutte; Philippe Labro (2003): Tomber sept fois, se relever huit; Édouard Levé (2005): Autoportrait und (2008): Suicide; Antoine Sénanque (2008): L’ami de jeunesse –, wobei die exemplarischen Tiefenbohrungen sich auf männliche Protagonisten bezogen, um auf diese Weise die aktuelle Männlichkeitsforschung mit einer literatur- und kulturwissenschaftlichen Diagnose zum Phänomen der Depression zu ergänzen.
Publications
- "Einleitung. Phänomene der Verknappung in den romanischen Literaturen und Kulturen, in: Yasmin Temelli / Sieglinde Borvitz (Hrsg.): Phänomene der Verknappung in den romanischen Literaturen und Kulturen, Berlin: Kadmos, S. 7-16
Yasmin Temelli, Sieglinde Borvitz
- "Los sentidos en el estado de depresión – dos casos de la narrativa francesa actual: Tomber sept fois, se relever huit (2003) de Philippe Labro y Retour aux mots sauvages (2010) de Thierry Beinstingel", in: Eusebio Juriasti et al. (Hrsg.): Los sentidos, M
Yasmin Temelli
- "Un style au scalpel : l'écriture acérée d'Antoine Sénanque dans Blouse (2004) et La grande garde (2007)", in: Hans-Jürgen Lüsebrink / Henning Madry Julia Pröll (Hrsg.): Médecins-écrivains francais et francophones: imaginaires - poétiques - perspectives interculturelles et transdisciplinaires, Würzburg: Königshausen & Neumann, S. 269-283
Yasmin Temelli
- "Vom Verknappen und Anhäufen: Molières L’Avare und das Prinzip der ökonomischen Rationalität", in: Yasmin Temelli / Sieglinde Borvitz (Hrsg.): Phänomene der Verknappung in den romanischen Literaturen und Kulturen, Berlin: Kadmos, S. 116-130
Yasmin Temelli
- Le sel n’est pas salé. Depression und depressives Erleben männlicher Figuren in der französischen Gegenwartsliteratur. Baden-Baden : Nomos, 2021. 354 S.
Yasmin Temelli
(See online at https://doi.org/10.5771/9783968218038)