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Emotionsverarbeitung nach Inselläsion

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262220369
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Einflussreiche Modellvorstellungen gehen davon aus, dass der insuläre Kortex, vor allem durch die Repräsentation interozeptiver Informationen, für das Erleben und Erkennen von Emotionen eine herausragende Rolle spielt. Diese Theorien basieren hauptsächlich auf Bildgebungsstudien, die jedoch keine Aussagen zur kausalen Rolle von Arealen für angenommene Funktionen zulassen. Das können nur geeignete Läsionsstudien leisten. Basierend auf den Modellvorstellungen zur Insel sollte in einer Serie von Untersuchungen die Rolle des insulären Kortex für die Emotionsverarbeitung bei Patienten mit einer Schädigung dieser Struktur aufgeklärt werden. Mittels einer multimodalen Testung der Emotionsverarbeitung unter Berücksichtigung physiologischer Emotionsindikatoren sowie des Einsatzes von struktureller und funktioneller Bildgebung sollten detailliert die Spezifität von Defiziten in der Emotionserkennung und im emotionalen Erleben, die Bedeutung des Ausmaßes und der anatomischen Lage der Läsion (z.B. linke vs. rechte Hemisphäre) und die Rolle eventueller funktioneller Reorganisation untersucht werden. Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse der Studien, dass vor allem die rechte Insel an der Repräsentation und Induktion sympathischer Erregung beteiligt ist. Das zeigt sich in verminderten Erregungsratings und autonomen Antworten bei emotionaler Stimulation vor allem nach rechtshemisphärischer Schädigung. Jedoch führen sowohl Schädigungen der rechten als auch linken Insel zu subtilen Beeinträchtigungen u.a. der Emotionserkennung emotionaler Gesichtsausdrücke und der subjektiven Valenzratings beim Betrachten emotionaler Bilder oder emotionaler empathierelevanter Videos. Eine besondere Rolle spielt die linke Insel bei der Verarbeitung der Emotion Ekel, da sich Defizite der Ekelverabeitung nur nach linker nicht jedoch nach rechter großflächiger Schädigung der Insel zeigen ließen. Dieser Befund steht in Übereinstimmung mit unterschiedlichen Aufgaben der linken und rechten Insel bei parasympathischen (links) vs. sympathischen (rechts) Funktionen des autonomen Nervensystems. Das Projekt konnte keine Veränderungen der Gehirnaktivierung auf emotionale Stimuli bei den Patienten außerhalb der Insel nachweisen. Dieser Befund spricht gegen eine Reorganisation emotionaler Verarbeitung nach Inselläsion und für eine kausale Funktion der Insel bei den gefundenen Defiziten der Emotionsverarbeitung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2020). Lateralized deficits of disgust processing after insula-basal ganglia damage. Frontiers in Psychology. 11: 1429
    Holtmann O., Bruchmann M., Mönig C., Schwind, W., Melzer N., Miltner W. H. R., Straube T.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3389/fpsyg.2020.01429)
  • (2021). Lateralized deficits in arousal processing after insula lesions: Behavioral and autonomic evidence
    Holtmann O., Franz M., Moenig C., Tenberge J.-G., Schloßmacher I., Ivanova I., Preul C., Schwindt W., Melzer N., Miltner W. H. R., Straube T.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1101/2021.03.24.436828)
  • (2021). The effects of emotional valence and intensity on cognitive and affective empathy after insula lesions
    Holtmann O., Franz M., Moenig C., Tenberge J.-G., Preul C., Schwindt W., Bruchmann M., Melzer N., Miltner W. H. R., Straube T.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1101/2021.03.28.436842)
 
 

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