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Atmung in Konversation

Antragsteller Dr. Marcin Wlodarczak
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung in 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 261917578
 
Die menschliche Atmung sichert nicht nur die Sauerstoffversorgung des Organismus, sondern spielt auch eine wichtige Rolle in der Sprachproduktion. Die Bedeutung der Atmung für die Sprachproduktion ist in den letzten Jahren zum Gegenstand verstärkten Forschungsinteresses geworden. Sprachproduktion ist jedoch niemals Selbstzweck, sondern unterliegt einem komplexen Netzwerk von kommunikativen Absichten, Zielen und sozialen Normen. Da die Atmung im Dialog oft deutlich hör- und sichtbar ist, wird vermutet, dass sie eine wesentliche Rolle in der Kommunikationsorganisation spielt, z.B. um den intendierten Beginn eines Redebeitrags zu signalisieren. Die Bedeutung der Sprechatmung wurde in der bisherigen Interaktionsforschung jedoch weitgehend ignoriert, insbesondere die Rolle der Atmung in der Interaktion zwischen mehr als zwei Partnern, sogenannte multilaterale Konversation. Gerade in solchen Kontexten wird aber aufgrund der hochkomplexen Kommunikationssituation eine hohe Bandbreite an Atmungsmustern vermutet. Deshalb soll in diesem Projektvorschlag die Rolle der Atmung und ihrer perzeptiven Korrelate (visuell, auditorisch) insbesondere in multilateralen Konversationen untersucht werden. Dabei wird angenommen, dass die Atmung wichtige Funktionen übernimmt, vor allem für die Organisation von Redebeiträgen. Außerdem soll das Zusammenspiel kommunikativer und physiologischer Faktoren bei der Atmung im Dialog erforscht werden. Ein weiteres Ziel ist, automatische Klassifikationsmethoden für Atemmuster in der Kommunikation zu entwickeln. So gewonnene Informationen, z.B. hinsichtlich der Absicht eines Sprechers, einen Redebeitrag zu initiieren, können für automatische Dialogsysteme von großem Nutzen sein. Im Rahmen des Projektes werden spontane Gespräche zwischen mehreren schwedischen Sprechern analysiert. Dabei werden Atmungsmuster durch Veränderungen des Brust- und Bauchumfangs mittels respiratorischer Induktanzplethysmografie aufgezeichnet. Ton- und Videoaufnahmen erlauben außerdem die Auswertung akustischer und visueller Atmungskorrelate. Durch die Erforschung der Rolle von Atemmustern in der Konversation leistet das Projekt einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis zugrunde liegender Mechanismen der menschlichen Kommunikation. Außerdem liefert das Projekt methodologische Impulse für die Gewinnung respiratorischer Daten in multilateraler Konversation. Aus dem Projekt gewonnene Erkenntnisse werden darüberhinaus zur Verbesserung automatischer Dialogsysteme beitragen. Das Projekt wird an der Universität Stockholm durchgeführt, einer führenden europäischen Institution in Phonetik und Interaktionsforschung. Eine enge Zusammenarbeit mit schwedischen (KTH, Karolinska Institute) und deutschen (Universität Bielefeld, Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft) Forschungseinrichtungen ist geplant. Dies eröffnet die Möglichkeit der Analyse von schwedischen und deutschen Daten und somit eine sprachvergleichende Perspektive auf den Forschungsgegenstand.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Schweden
 
 

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