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Varieties of Capitalism und die Inkomplementarität von Institutionen: Finanzmarktorientierte Corporate Governance Reformen im internationalen Vergleich

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 261268273
 
Seit den 1990er Jahren wurden die Corporate-Governance-Regulierungen in vielen Ländern in Richtung einer Stärkung von Aktionärsrechten und der Erhöhung von Offenlegungspflichten verändert. Mit diesen Reformen wurden somit bestimmte ökonomische Prinzipien gegenüber anderen Corporate Governance-Prinzipien aufgewertet. In Anlehnung an Kädtler (2009: 6) wird das gestärkte ökonomische Prinzip als ‚Finanzialisierung‘ bezeichnet, da die Reformen dazu beigetragen haben, dass die Finanzmarktrationalität im Regelungsbereich der Unternehmenskontrolle übergeordnete Bedeutung erlangt hat. In dem Forschungsprojekt wird mittels eines internationalen Mehr-Länder-Vergleichs analysiert, inwiefern die Finanzialisierung bewirkt hat, dass Inkomplementaritäten im Zusammenwirken der Institutionen in den Bereichen Arbeitsbeziehungen, Aus- und Weiterbildung, unternehmensübergreifende Kooperation und Corporate Governance entstanden sind. Das Projekt schließt konzeptionell an die ‚Varieties of Capitalism‘-Forschung an und prüft das Zusammenwirken dieser Institutionen, die gemeinsam als institutionelle Konstellation aufgefasst werden. Das Teilprojekt wird einen Beitrag zur Klärung der Frage leisten, welches die Bedingungen dafür sind, dass die Finanzialisierung zu Inkomplementarität in der institutionellen Konstellation führt. In Übereinstimmung mit Hall und Soskice (2001) wird davon ausgegangen, dass die Reformwirkung in einem institutionellen Bereich nicht unabhängig von den übrigen institutionellen Gegebenheiten bewertet werden kann. In Abweichung zum Konzept der Komplementarität dieser Autoren wird allerdings nicht von vornherein angenommen, dass Institutionen dann komplementär sind, wenn sie derselben Koordinationslogik unterliegen. Die konkrete Abhängigkeit der Reformeffekte von den anderen institutionellen Gegebenheiten soll vielmehr empirisch überprüft werden. In dem Projekt werden hierbei mehrere Zusammenhänge analysiert. Mit Bezug auf den Stand der Forschung wird untersucht, ob sich die Corporate Governance- Reformen auf a.) die Aktienmarktkapitalisierung (in % zum BIP), b.) die Forschungs- und Entwicklungsausgaben des Unternehmenssektors (in % des BIP) und c.) die soziale Ungleichheit in der Gesellschaft (Vermögensungleichheit, GINI-Index) ausgewirkt haben. Im Sinne des Rahmenantrages werden somit verschiedene „gemeinsame Dritte“ in Betracht gezogen, auf die sich die institutionelle Konstellation bezieht, da angenommen wird, dass sich institutionelle Komplementaritäten und Inkomplementaritäten je nach abhängiger Variable in unterschiedlicher Weise zeigen können. In dem Projekt steht die Dynamik in institutionellen Konstellationen im Fokus. Es wird geprüft, inwiefern sich institutionelle Komplementaritäten und Inkomplementaritäten durch die Finanzialisierung der Corporate Governance-Regelungen verändern. Das Projekt lässt sich somit dem Fragenkomplex A des Rahmenantrages zuordnen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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