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Neurobiologische Substrate der Furchtkonditionierung und Intimität bei Anorexia nervosa

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 258785314
 
Anorexia nervosa (AN) ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung mit hoher Mortalität. Sie betrifft vor allem junge Frauen. Neben psychosozialen und kulturellen spielen neurobiologische Faktoren bei der Krankheitsdisposition, dem Krankheitsbeginn sowie bei der Aufrechterhaltung der Erkrankung eine Rolle. Neuere bildgebende Verfahren haben eine zerebrale Atrophie verschiedener Hirnregionen bei der Anorexia nervosa gezeigt, ebenso wie Veränderungen zerebraler Aktivierung bei Konfrontation mit krankheitsspezifischen Reizen. Allerdings gab es bisher keine Bildgebungsuntersuchungen, die zwei zentrale zusammenhängende Konstrukte der Erkrankung untersuchten: AN-Patienten sind in der Regel ängstlich, und Angstsymptome gehen dem Erkrankungsbeginn voraus. Außerdem wurde eine pathologische Furchtkonditionierung als wichtiger ätiologischer Aspekt angenommen, wobei es keine ausreichende empirische Evidenz bisher gibt. Mit einem Furchtparadigma (instructed fear) im Rahmen einer funktionellen Kernspintomografie sollen die Patientinnen untersucht werden. Das zweite Paradigma betrifft eine große Angst vor Intimität bei Anorexia nervosa. Dies betrifft auch die psychosexuellen Entwicklung: Die Erkrankung beginnt in der Adoleszenz, und die Patientinnen haben Probleme, den erwachsenen geschlechtsreifen Körper anzunehmen, und Intimität ist mit massiver Angst verknüpft. Ziel dieser Studie ist es, psychologische und neurobiologische Mechanismen dieser beiden zentralen pathologischen Konstrukte der AN aufzuklären. Dabei wird zum einen die zerebrale Aktivierung im Kontext der Furchtkonditionierung und zum anderen bei Exposition mit visuellen Reizen, die intime Situationen darstellen, untersucht. Des Weiteren werden parallel das subjektive Erleben, Hautleitfähigkeit, Herzratenvariabilität und verschiedene Hormone (einschließlich Kortisol und Oxytocin) untersucht. Ergänzend werden mittels Magnetresonanzspektroskopie Veränderungen neurochemischer Marker der anterioren Insel (als wichtiger Struktur des Angsterlebens sowie der sogenannten Interozeption untersucht). Um Fragen hinsichtlich krankheitsüberdauernder Veränderungen (state or trait) zu untersuchen, werden akut Erkrankte sowie remittierte Patientinnen untersucht und mit gesunden Kontrollen verglichen. Ein besseres Verständnis dieser Mechanismen ist eine zentrale Voraussetzung für die Entwicklung neuer präventiver und therapeutischer Strategien.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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