Affirmative und zurückweisende Erwiderungen auf negative Assertionen und Fragen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Antworten auf negative Äußerungen sind bekannt dafür, Missverständnisse hervorzurufen. Wird bspw. die Frage Waren Sie nicht zu Hause? mit einem einfachen Nein beantwortet, so ist unklar, ob die Person, die die Frage stellt, zu Hause war oder nicht. Das Projekt hat die Bedeutung und Verwendung verschiedener Antworttypen in Antworten auf negative Aussagen und negative polare Fragen im Englischen, Deutschen, Niederländischen, Schwedischen, Russischen und in Deutscher Gebärdensprache, DGS, untersucht. Zu diesen Antworttypen gehörten (i) Antwortpartikeln wie ja, nein und doch, die nach negativen Antezedenten mehrdeutig sind, (ii) Antwortelemente wie stimmt, stimmt nicht oder genau, die nicht mehrdeutig sind, und (iii) Antworten, die eine Anapher enthalten, wie Ich denke, Das glaube ich nicht oder Das wäre aber komisch. Methodisch haben wir quantitative experimentelle Erhebungen, Korpusanalysen und qualitative Befragungen eingesetzt. Das Projekt hat gezeigt, dass Partikeln wie ja und nein in allen untersuchten Sprachen mehrdeutig sind, dass sich die Sprachen aber hinsichtlich der bevorzugten Interpretation der Partikeln unterscheiden. Außerdem unterscheiden sich einzelne Sprecher:innen in ihren Präferenzen, was zu Missverständnissen beiträgt. Allerdings haben wir auch herausgefunden, dass Sprecher:innen in Antworten auf negative Äußerungen häufiger eindeutige Antwortelemente verwenden als in Antworten auf positive Äußerungen. Dies lässt darauf schließen, dass sie versuchen, Mehrdeutigkeit zu vermeiden. Weitere wichtige Ergebnisse des Projekts sind Daten, die auf ein sehr komplexes Präferenzmuster für Antworten auf negative Fragen hindeuten. Solche Fragen können bestimmte Erwartungen der fragenden Person hinsichtlich der Wahrheit zum Ausdruck bringen, was sich auf die Verwendung der Antwortpartikel auswirkt. Bezüglich der Antworten, die eine Anapher enthalten, haben wir die Vielzahl von Formen erforscht, in denen diese auftreten. Die Auswahl zwischen diesen Formen wird durch komplexe Wechselwirkungen zwischen Form und Bedeutung bestimmt. Für alle unsere Ergebnisse legen wir theoretische Analysen vor, die auf früheren Analysen aufbauen, diese aber wesentlich weiterentwickeln.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Modal subordination of propositional anaphora: On the role of tense and the modal particle ook in contextual counterfactuals in Dutch. In R. et al. (eds.) Proceedings of Sinn und Bedeutung 21. 881-898
Meijer, A. Marlijn & Sophie Repp
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Responding to negative assertions in Germanic: On yes and no in English, Dutch and Swedish. In: M.Teresa Espinal et al. (eds.) Proceedings of Sinn und Bedeutung 23, Bd. 2. Universitat Autònoma de Barcelona, Bellaterra (Cerdanyola del Vallès). 267–285
Repp, Sophie; A. Marlijn Meijer & Nathalie Scherf
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Affirming and rejecting assertions in German Sign Language (DGS). In: M. Franke et al. (eds.), Proceedings of Sinn und Bedeutung 24. Bd. 2. Osnabrück University & Humboldt-Universität zu Berlin, 1–19
Loos, Cornelia; Markus Steinbach & Sophie Repp
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Propositional Anaphora: The Case of Embedded Polar Responses in Dutch and English. PhD thesis, Universität zu Köln
Meijer, Anna Marlijn