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Verbal-Antisemitismen im Internet: eine linguistische Korpusanalyse zu den Tradierungsformen aktueller Judenfeindschaft im WWW

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254862740
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt „Verbal-Antisemitismen im Internet: eine linguistische Korpusanalyse zu den Tradierungsformen aktueller Judenfeindschaft im WWW“ erbrachte im Rahmen seiner umfangreichen Korpusanalysen den empirischen Nachweis, dass der klassische Judenhass nahezu ungebrochen tradiert wird und sich seine aggressive und affektive Artikulation besonders im Internet zeigt. Alte judeophobe Stereotype und antisemitische Argumente prägen die judenfeindlichen Texte des World Wide Web, als ob es keine Aufklärungsarbeit zum Holocaust gegeben hätte. Besonders auffällig ist die Projektion tradierter Konzepte auf den jüdischen Staat Israel, der im Fokus aller modernen Antisemiten steht und als Inkarnation des Weltenübels dargestellt wird. Insgesamt zeigt sich eine deutliche Israelisierungssemantik im aktuellen Verbal-Antisemitismus: Der jüdische Staat steht im Fokus aller antisemitischen Aktivitäten und dient als Projektionsfläche für judenfeindliches Gedankengut. Die Charakteristika der online-Kommunikation, die Anonymität, die schnelle und unkontrollierte Verbreitung antisemitischer Inhalte im Netz tragen maßgeblich dazu bei, dass das Ressentiment gegenüber Juden in der Gesellschaft aufrecht erhalten bleibt. Empirisch widerlegt wurde durch die Korpusanalysen zudem das im öffentlichen Kommunikationsraum oft artikulierte Urteil, bloße Kritik an Israel würde vorschnell mit Antisemitismus gleichgesetzt. In den Jahren der Förderung wurde sowohl quantitativ eine Zunahme von Verbal-Antisemitismen als auch qualitativ eine Intensivierung der verbalen Gewaltstrukturen sowie Zunahme der Aggressivität konstatiert. NS-Vergleiche, Metaphern und Hyperbeln prägen maßgeblich die De-Realisierungsformen und Verschwörungsphantasien in Bezug auf Juden und Judentum sowie Israel. Eine besondere Rolle spielt hier die bislang vernachlässigte emotionale Dimension: Das Projekt fokussierte daher u.a. das hohe Emotionspotenzial antisemitischer Äußerungen und analysierte detailliert affektive Manifestationsformen des Judenhasses. Die Ergebnisse des Projekts, das weltweit erstmal umfassend den Antisemitismus 2.0 erforschte, stießen und stoßen auf ein enormes mediales Interesse, was sich in zahlreichen Presseberichten, Radio- und Fernsehinterviews zeigt(e). International gab es weit über 100 Berichte in Rundfunk, Fernsehen und Presse zu der Studie. Zuletzt berichtete u.a. der deutsche Kulturrat in Politik und Kultur im März 2021 über die Projektergebnisse des DFG-Projekts: https://www.kulturrat.de/themen/demokratie-kultur/juedischer-alltag/antisemitismus-2-0-und-die-netzkultur-des-hasses/

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2014. Using Language as a Weapon: Verbal Manifestations of Contemporary Anti-Semitism. In: Schulze, R./Pishwa, H. (Hg.), 2015. The Exercise of Power in Communication. Devices, Reception and Reaction. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 161– 183.
    Schwarz-Friesel
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1057/9781137478382_6)
  • 2015. Gebildeter Antisemitismus. Eine Herausforderung für Politik und Zivilgesellschaft. Baden-Baden: Nomos
    Schwarz-Friesel
  • 2015. Rechts, links oder Mitte? Zur semantischen, formalen und argumentativen Homogenität aktueller Verbal-Antisemitismen. In: Rauschenberger, K./Konitzer, W. (Hg.), 2015. Antisemitismus und andere Feindseligkeiten. Interaktionen von Ressentiments. Frankfurt, New York: Campus Verlag, 175–192
    Schwarz-Friesel
  • 2016. Antisemitismus an Universitäten: die lange Tradition gebildeter Judenfeindschaft. In: Gender, Politik, Universität. Gegen Diskriminierung an Hochschulen 2016
    Schwarz-Friesel
  • 2016. “Destroy Israel: Jews are the Evil of the World!” (E-Mail to the Israeli Embassy in Berlin) – Manifestations of Contemporary Antisemitism (Speech on Antisemitism at the ICCA, Bundestag Berlin, 14.3.2016). In: Aschkenasim 2016, 5, 12–15
    Schwarz-Friesel
  • 2017. Inside the Antisemitic Mind. The Language of Jew- Hatred in Contemporary Germany. Boston: University Press of New England
    Schwarz-Friesel, J. Reinharz
    (Siehe online unter https://doi.org/10.26530/oapen_625675)
  • 2017. Neue Taschenbuchausgabe von Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert. Berlin. De Gryter
    Schwarz-Friesel, J. Reinharz
  • 2018. Antisemitismus 2.0. TU Berlin
    Schwarz-Friesel
  • 2019. Antisemitismus 2.0. Alter Hass in neuer Form. In: Haus der Geschichte Baden-Württemberg (Hg.), 2019. Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart. Heidelberg: Winter, 17-38 (Laupheimer Gespräche 2018)
    Schwarz-Friesel
  • 2019. Hass als kultureller Gefühlswert: Das emotionale Fundament des aktuellen Antisemitismus. In: Glöckner, O./Jikeli, G., 2019. Das neue Unbehagen. Antisemitismus in Deutschland heute. Hildesheim: Olms, 109-131
    Schwarz-Friesel
  • 2019. Judenhass 2.0. Das Chamäleon Antisemitismus im digitalen Zeitalter. In: Heilbronn, C./Rabinovici, D./Sznaider, N. (Hg.) 2019. Neuer Antisemitismus? Frankfurt/Main: Suhrkamp, 385–417
    Schwarz-Friesel
  • 2019. Judenhass im Internet. Antisemitismus als kulturelle Konstante und kollektives Gefühl. Berlin: Hentrich & Hentrich
    Schwarz-Friesel
 
 

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