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'Ich möchte lieber nicht'. Das Unbehagen mit der Organspende und die Praxis der Kritik. Eine soziologische und ethische Analyse

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Frank Adloff; Professorin Dr. Silke Schicktanz
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 252341816
 
Das Vorhaben ist die Fortsetzung des Projektes Ich möchte lieber nicht. Das Unbehagen mit der Organspende und die Praxis der Kritik, in welchem die Motive der Verweigerer der Organspende sowie die zahlreichen Poster deutscher Organspende-Kampagnen der letzten 20 Jahre untersucht wurden. Die zentralen Ergebnisse zeigen vier Typen von Kritik, die keinen direkten Zusammenhang mit den jüngsten Vorkommnissen in der Transplantationsmedizin aufweisen, demgegenüber aber sechs verschiedene moralische Botschaften in den Postern erkennen lassen, die historisch im Zusammenhang mit zentralen Ereignissen und Umbrüchen im Transplantationssystem stehen. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass bestimmte Positionen und Aspekte im öffentlichen Diskurs und in der Gesundheitspolitik selbst keinen Platz finden, mithin sogar ausgeschlossen werden. Im Fortsetzungsprojekt soll erstens rekonstruiert werden, über welche Mechanismen im öffentlichen Diskurs und in der Gesundheitskommunikation bestimmte Positionen und Personengruppen systematisch ausgeschlossen werden und welche Konsequenzen dies für die Kritiker/innen mit sich bringt. Zweitens sollen diese Formen und Strategien der Ausschließung normativ reflektiert werden, um Vorschläge für konkrete diskursive Einschlüsse von Positionen zu erarbeiten, die derzeit als irrational deklassifiziert werden. Im soziologischen Teilprojekt soll hingegen systematisch untersucht werden, mittels welcher Strategien diese Positionen im alltäglichen ebenso wie im gesundheitspolitischen und fachlichen Diskurs ausgeschlossen und die Betroffenen nicht als Diskursteilnehmer anerkannt werden. Zudem soll aus theoretischer Perspektive gefragt werden, inwiefern auch scheinbar irrationale Positionen als Argumente verstanden werden können. Insbesondere die analysierte Einseitigkeit der Kampagnen verdeutlicht den Zielkonflikt des Transplantationsgesetzes: Einerseits soll ergebnisoffen über die Organtransplantation informiert werden, andererseits sollen Organtransplantationen gefördert und gesteigert werden. Im Mittelpunkt des bioethischen Teilprojektes steht daher die Frage nach der Deutungshoheit des Diskurses um Organspende: Es analysiert, wie ein normatives Konzept öffentlicher Gesundheitskommunikation ausgestaltet sein sollte, das eine reflektierte Balance zwischen der individuellen Selbstbestimmung und dem kollektiven Interesse an Organtransplantationen herstellt. Deshalb soll einerseits kritisch der Frage nachgegangen werden, was gute Information in einem so sensiblen Bereich umfasst, andererseits sollen moralische Überzeugungen für und gegen Organtransplantationen besser verstanden werden. Durch die Weiterentwicklung sozialtheoretischer und normativer Ansätze soll somit zur Reflexion und kritischen Auseinandersetzung mit der hohen symbolischen Wirkung der Organtransplantation für das Selbstverständnis moderner Hightech-Medizin beigetragen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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