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Identität angesichts religiöser Pluralität. Eine qualitativ-rekonstruktive Untersuchung der Bedingungen und Folgen interreligiöser Kommunikation

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 251766859
 
Der Umgang mit der Vielfalt von Kulturen, der Heterogenität von Lebensformen und der Pluralität religiöser Ideen und Praxen ist in den letzten Jahren herausforderndes Thema in unterschiedlichen Disziplinen. Dabei umreißen Fragen nach der Anerkennung kultureller, sozialer und personaler Identität sowie nach dem Verhältnis zwischen dem Fremden und dem Vertrauten das Feld, in dem sich die kultur- und sozialwissenschaftliche Reflexion dazu bewegt. Das Feld der religiösen Pluralität und interreligiösen Begegnung und Kommunikation wird zwar in manchen Studien mitbehandelt. Aber Religion scheint sich einer problemlosen Integration in diese Debatten zu versperren, da in interreligiöser Begegnung und Kommunikation zusätzlich (zumindest in emischer Perspektive) transzendente Wahrheitsansprüche, die u. U. mit unverfügbarer religiöser Autorität versehen sind, mitverhandelt werden. Insofern gehe es bei interreligiöser Kommunikation nicht nur um das Aushandeln der Toleranz des gegenseitig noch Ertragbaren sondern um den Kampf um Anerkennung von als unverfügbar geltenden Wahrheitsansprüchen. Das lässt religiöse Pluralität tendenziell als gefährlich erscheinen und auf einen Kampf der Kulturen schließen (Huntington 1998). Das hier beantragte Projekt stellt demgegenüber die These auf, dass interreligiöse Begegnungs- und Kommunikationsräume wie solche, die seit 9/11 durch interreligiöse Dialoginitiativen vielerorts geschaffen wurden, spezifische Orte der Dynamisierung von Religion bilden, in denen sich jenseits tradierter Toleranzzugeständnisse und/oder strikter Grenzziehungen durch Absolutheitsansprüche monotheistischer Religionen religiös hybride personale und soziale Identitäten ausbilden. Das Projekt zielt darauf ab, interreligiöse Kommunikation, wie sie in interreligiösen Dialoginitiativen geschieht, auf ihre Bedingungen und Folgen für die alltägliche (religiöse) Identitätsbildung hin qualitativ-rekonstruktiv zu untersuchen. Ziel ist es, eine gegenstandsbegründete Theorie der religiösen Identitätsbildung angesichts religiöser Pluralitätserfahrung im sozialen Nahbereich zu generieren. Dabei sind die biographisch-narrativen Verarbeitungsprozesse und Semantiken der Akteure von Interesse. Es werden Prozesse der Auseinandersetzung, Abgrenzung, Harmonisierung oder Vermischung religiöser Sinnbildung wie auch Schnittstellen von Krisen und des Scheiterns bzw. des Austritts aus der interreligiösen Kommunikation rekonstruktiv in den Blick genommen. In religionswissenschaftlicher Perspektive wird damit erstmalig untersucht, welche Dynamik die kontinuierliche interreligiöse Kommunikation bzw. kontinuierliche Erfahrung von religiöser Pluralität im sozialen Nahbereich für das Individuum generiert. Damit soll diese Forschung einen Beitrag zur modernen Religionsgeschichte der Religiosität und der Debatte um Säkularisierung und Transformation von Religion angesichts religiöser Pluralität leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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