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Der soziale Status von Sprachen in Finnland und Litauen: Eine vergleichende Fallstudie zur Rolle verschiedener Erhebungsmethoden

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2014 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 250534512
 
Es ist das Ziel des Projekts zu untersuchen, welchen sozialen Status Sprechergruppen in Finnland und Litauen den jeweils relevanten Verkehrssprachen (Finnisch, Schwedisch bzw. Litauisch, Polnisch, Russisch) beimessen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der methodologisch essentiellen Frage, in welchem Umfang das Wissen der Probanden um den Untersuchungsgegenstand die Erhebungsergebnisse beeinflusst. Das Projekt leistet damit einen wichtigen Beitrag zur soziolinguistischen Grundlagenforschung hinsichtlich multilingualer Gesellschaften und ist von hoher sprachpolitischer Relevanz.Die jeweilige gesellschaftliche Einschätzung der Wirkungen von sprach(en)politischen Maßnahmen, die sowohl in Litauen als auch Finnland eine vergleichbare Intensität haben, ist ganz unterschiedlich. Gemeinsam ist beiden Ländern jedoch ein hohes Sprachbewusstsein der Bevölkerung, das ein Gespür für sprachpolitisch korrektes Verhalten einschließt. Die breit angelegte Untersuchung soll durch die Parallelität der Erhebungen zu einem Ländervergleich führen. In Finnland, das häufig als sprachpolitisches Referenzland angeführt wird, sind bereits Untersuchungen zu Fragen der Sprachloyalität und zum sozialen Status der beiden offiziellen Landessprachen durchgeführt worden. Die tiefen sprachpolitischen Spannungen, die sich in jüngster Zeit offenbaren, stehen jedoch tendenziell im Widerspruch zu den Untersuchungsergebnissen. Da bisherige Arbeiten zu unserem Problemkreis es kaum vermochten, das spracheninduzierte Spannungspotential abzubilden, dessen unübersehbare und mitunter überraschende Auswirkungen politische Entscheidungsträger in Finnland und Litauen vor schwierige Aufgaben stellen, kommt der methodologischen Frage in unserem Projekt eine zentrale Bedeutung zu. Es soll erstmals durch die Kombination einer indirekten Methode, die den Probanden Rückschlüsse auf den tatsächlichen Untersuchungsgegenstand verwehrt, und einer direkten Methode zu einem vertieften Verständnis von den Erkenntnisleistungen der beiden Methoden führen. Bisher wurde noch nicht auf indirektem Wege untersucht, wie loyal Sprecher unterschiedlicher Gruppen gegenüber den Sprachen sind, die in ihren Ländern den Alltag prägen. Das Forschungsmaterial wird mittels der indirekten Matched Guise-Technik (MGT) und der direkten Fragebogenmethode in mehreren Städten Litauens und Finnlands erhoben und nach relevanten sozialen Faktoren differenziert. Die geographische Streuung trägt dabei variierenden Sprachverhältnissen Rechnung. Die Kontrastierung der beiden Methoden verspricht Rückschlüsse darauf, wie das sprachpolitische Bewusstsein die Beantwortung der Fragen beeinflusst. Dieses Wissen ist entscheidend zur Definierung der Ansatzpunkte sprachpolitischen Handelns. Die Voraussetzungen zu einer konstruktiven Diskussion der Untersuchungsergebnisse in den Zielländern verbessern sich insbesondere durch den Umstand, dass das Projekt räumlich-institutionell außerhalb der untersuchten Spannungsfelder angesiedelt ist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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