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Effekte des emotionalen Kontexts und taktiler Stimulation auf die Placeboantwort in einem experimentellen Übelkeitsparadigma

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Biologische Psychiatrie
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 138279939
 
Kontextfaktoren, wie verbale Suggestionen zur erwarteten Wirkung einer Behandlung, Charakteristika der Behandlung und der emotionale Zustand des Patienten, können Symptome und Krankheiten verbessern und verschlechtern – diese Reaktion wird Placeboantwort (wenn der Effekt positiv ist) und Noceboantwort (wenn der Effekt negativ ist) genannt. Auch die Effekte medizinischer (z. B. pharmakologischer) Behandlungen werden durch Kontextfaktoren moduliert. Neben Schmerzen ist Übelkeit eine der wenigen medizinischen Indikationen, für die eine Placeboantwort in klinischen Populationen bisher bestätigt werden konnte. Im Gegensatz zur Schmerz-Placeboforschung sind die Mechanismen der Placeboantwort bei Übelkeit aber noch weitgehend unklar, und die Zahl der experimentellen Studien in diesem Bereich ist gering. Im Rahmen des geplanten Projekts wollen wir untersuchen, ob die Placeboantwort auf Übelkeit durch die Modulation spezifischer Kontextfaktoren maximiert und minimiert werden kann, und welche neurobiologischen Mechanismen dem zugrunde liegen. Im ersten Experiment wollen wir überprüfen, ob eine Placebointervention, die taktile Reize auslöst, eine größere Placeboantwort bei Übelkeit verursacht als eine Placebointervention ohne taktile Reize. Im zweiten Experiment wollen wir den Zusammenhang zwischen akut induzierten negativen Emotionen und der Placeboantwort auf Übelkeit näher untersuchen. In beiden Experimenten soll die Schwere der Übelkeit und des Stresses nicht nur subjektiv erfasst, sondern auch anhand von vegetativen und humoralen Parametern objektiv gemessen werden. Basierend auf Befunden aus der Literatur soll darüber hinaus der Hypothese nachgegangen werden, dass das Hormon Ghrelin eine wichtige Rolle für die Modulation von Übelkeit durch Placebointerventionen spielt. Aus klinischer Sicht ist die Untersuchung der Placeboantwort auf Übelkeit von größter Bedeutung, da dieses Symptom bislang nicht ausreichend mit Medikamenten behandelt werden kann. Erkenntnisse darüber, welche psychologischen Faktoren bei der Behandlung von Übelkeit eine Rolle spielen, könnten mittelfristig dazu führen, die Wirkung antiemetischer Therapien ganz individuell durch Ausreizung der Placebokomponente zu optimieren. Auch aus neurobiologischer Sicht ist die Untersuchung der Placeboantwort auf Übelkeit von höchstem Interesse, da die Ergebnisse wesentlich zu der Debatte beitragen könnten, ob Placebointervention vor allem Symptome, oder auch zugrunde liegende Störungen von Organfunktionen verbessern können.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Beteiligte Person Professor Dr. Matthias Tschöp
 
 

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