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Weihungen an Ishtar-Kititum: Ein altbabylonisches Tempelarchiv in seinem Kontext

Antragstellerin Dr. Paola Paoletti
Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 245859740
 
Bei den Ausgrabungen des Oriental Institute der Universität Chicago wurde 1934 bis 1936 in Tell Ishchali im heutigen Irak eine riesige Tempelanlage aus altbabylonischer Zeit, die der Göttin Ishtar-Kititum, freigelegt: Sie zeigt eine einheitliche Planung, einen hervorragenden Erhaltungszustand und enthält ein umfangreiches Archiv. Die dort gefundenen Verwaltungsdokumente, Briefe, Rechtsurkunden und literarischen Texte erlauben einen wohl einzigartigen Einblick in das Funktionieren und Leben eines altbabylonischen Tempels. Dass dieser bedeutende Fund noch nicht aufgearbeitet und gewürdigt wurde, liegt vor allem daran, dass ein Großteil der Keilschrifttexte, die vor Beginn der archäologischen Untersuchungen ausgegraben wurden, noch nicht publiziert ist. Eine der größten Textgruppen innerhalb der vielfältigen Administration des Kititum-Tempels betrifft die Verwaltung der Kostbarkeiten der Göttin vorwiegend in Form von Schmuck und Textilien. Sie umfasst voraussichtlich um die 100 Verwaltungsurkunden, die bis heute nur zum Teil publiziert und dementsprechend noch nicht im Detail erforscht wurden. Das vorliegende Forschungsprojekt will sich diesen bisher unbekannten Dokumenten aus dem altbabylonischen Tempel der Ishtar-Kititum widmen und damit das Bild von der altbabylonischen Gesellschaft um historische, religiöse und kulturelle Aspekte ergänzen. Als roter Faden soll der Untersuchung die Frage nach der Weihpraxis in ihrem materiellen und kulturhistorischen Kontext am Beispiel der Weihungen der Ishtar-Kititum dienen. Wer weiht die Kostbarkeiten der Göttin? Wann und warum finden die Weihungen statt? Was wird der Göttin geweiht? Auf die Behandlung dieser Fragen lässt sich anhand der Texte aus dem Kititum-Tempel besonders effektiv eingehen. Denn die spezielle Quellenlage erlaubt es, die schriftlichen Zeugnisse administrativer Art mit den entsprechenden archäologischen Funden aus der Schatzkammer des Tempels in Zusammenhang zu bringen. Dieser Ansatz soll darüber hinaus mit einer soziologischen Analyse kombiniert werden, um besonders gewinnbringende Auswertungen in kulturhistorischer Hinsicht zu erzielen, welche durch zeitgenössische Quellen nicht oft gegeben sind. Auf diese Weise soll eine Grundlagenarbeit mit einem innovativen Ansatz erfolgen, die die Textpublikation in Verbindung zum sonst nicht so dokumentierten archäologischen Kontext sowie einer soziologisch informierten Gesellschaftsanalyse vorsieht. Mit den Texten über die Verwaltung der Kostbarkeiten des Kititum-Tempels von Ishchali liegen wohl einmalige Quellen zur Erforschung der Weihpraxis an einem altorientalischen Tempel vor, die auch einen besonders prägnanten Einblick in seine materielle Kultur bieten. Weil seit der Ausgrabung im Kititum-Tempel bald hundert Jahre vergangen sind, erscheint es umso dringender, dem Verfall der Tontafeln als Schriftträger entgegenzuwirken, diese Texte zu bearbeiten und zu publizieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich, Großbritannien, USA
 
 

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