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Zeitgenössisches politisches Denken in Deutschland
Antragstellerin
Professorin Dr. Tine Stein
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 245510034
Das Forschungsprojekt will eine thematische Bestandsaufnahme und Kartographierung der relevanten Beiträge des zeitgenössischen politischen Denkens in Deutschland seit 1990 leisten und diese Beiträge in Beziehung setzen zu der gängigen Unterscheidung politischer Ideenkreise nach Liberalismus, Konservatismus, Sozialismus/Sozialdemokratie und grünem politischem Denken. Unter politischem Denken werden hier reflektierte, analytische und theoretische Konsistenz beanspruchende Äußerungen zu Analyse, Kritik und normativer Orientierung politischer Rahmenbedingungen, Prozesse und Inhalte verstanden, die sich an eine interessierte politische Öffentlichkeit richten. Beiträge politischen Denkens bewegen sich zwischen politischen Theorien einerseits und bloß politisch-programmatischen Forderungen andererseits. In diesem Projekt sollen seit 1989/90 erschienene Beiträge politischen Denkens in Deutschland untersucht werden, da seitdem für die Politik gewichtige Herausforderungen manifest geworden sind, die insbesondere die Erosion des Nationalstaats im Prozess der Globalisierung, die Fragmentierung der Gesellschaft und die wachsende Spannung ökologischer Erfordernisse und ökonomischer Entwicklung betreffen. Untersuchenswert sind Bücher, Essays und Aufsätze, die eine öffentliche Aufmerksamkeitsschwelle überschritten haben und die inhaltlich von Bedeutung sind, da sie entweder in besonderer Weise die bestehenden politischen Ideen weiterentwickeln und an aktuelle Herausforderungen anpassen oder aber, über die traditionelle Verortung hinausweisend, eine neue Richtung erkennbar werden lassen. Das Spektrum solcher Beiträge reicht von Botho Strauss' Essay "Anschwellender Bocksgesang" aus dem Jahr 1993 über Jürgen Habermas' Essay "Die Zukunft der menschlichen Natur" (2001) bis zu "Wohlstand ohne Wachstum" von Tim Jackson im Jahr 2011. Der Bestand der Beiträge soll zunächst über eine umfassende mehrdimensionale Recherche erfasst (Auswertung von Zeitschriften, Verkaufs- und, Qualitätslisten, Expertenumfrage), auf die erörterten Themen hin sortiert und sodann eine Auswahl dieser Texte auf die hier besonders interessierende Frage nach der Zukunft der politischen Ideenkreise analysiert werden. Die Interpretation der Texte wird von drei Annahmen über die Entwicklungstendenzen des zeitgenössischen politischen Denkens geleitetet: einige Beiträge tragen vermutlich zur Weiterentwicklung der Ideenkreise bei, andere zu ihrer Fusion und in wieder anderen werden Ansätze zu neuen Konzeptionen der Politik erkennbar sein, die keine Bezüge zu den traditionellen Strömungen erkennen lassen und jenseits von ihnen zu sortieren sind. In der bisherigen Forschung wurde der Versuch einer umfassenden Bestandsaufnahme politischen Denkens seit 1990 bisher nicht unternommen und die Entwicklung der Strömungen nicht oder nur exemplarisch untersucht.Auch die Frage nach der Zukunft des politischen Denkens in Verbindung mit den bestehenden Ideenkreisen in Deutschland ist bislang so nicht gestellt worden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen