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Die spätantiken figürlichen Schliffgläser

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 244892357
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die angestrebte Vorlage einer Gesamtschau der Denkmälergattung figürlich gravierter Gläser wurde in Katalogform in bis dato einzigartiger Weise für insgesamt 371 Gefäße und Fragmente aus der spätrömischen Zeit realisiert. Das gesammelte und einheitlich aufbereitete Material sowie ein detaillierter Suchapparat (verschiedene Indizes) bilden eine solide Grundlage für zukünftige Forschungen in unterschiedlichen Disziplinen. Aus den naturwissenschaftlichen Untersuchungen (digitale 3D-Mikroskopie, pRFA) konnten zweifellos die interessantesten neuen Erkenntnisse gewonnen werden. Den Analysen von mehr als 100 figürlich gravierten Gläsern entstammen ferner überaus vielversprechende Erkenntnisse bezüglich der Weiterentwicklung und Anpassung des zerstörungsfreien Analyseverfahrens archäologischer Gläser mittels pRFA. Es hat sich gezeigt, dass die nach stilistischen Kriterien und archäologischen Befunden früher datierten schnittverzierten Gläser auch hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung deutlich von den spätantiken gravierten Gläsern unterschieden werden können. Die Datierung mancher Gefäße und Gefäßfragmente konnte anhand der chemischen Zusammensetzung konkretisiert, jene anderer musste überdacht werden. Für die meisten analysierten Gläser konnte die Glassorte und somit die Herkunft des Rohglases bestimmt werden. Sowohl die Gravurwerkstätten im italischen Kernland als auch die im Rheinland ansässigen bezogen demnach das zur Gefäßherstellung benötigte Rohglas v.a. aus den Glashütten des syro-palästinischen Raumes. Obwohl die allgemeine Glasqualität in der Spätantike abnahm, wurde für die aufwändige Veredelungstechnik des Glasschnitts auch weiterhin auf eine sehr gute Glasqualität geachtet, wohingegen für die Ritzgravur recyceltes Glas Verwendung fand. In Hinblick auf die spätrömischen abrasiven Veredelungstechniken und die hier verwendeten Werkzeuge konnten die meisten ungeklärten Fragen anhand des mikroskopischen Bildmaterials sowie einiger Experimente geklärt werden. Schließlich führten die im Rahmen des Forschungsprojektes angestellten systematischen und auf einheitlichen Kriterien beruhenden vergleichenden Untersuchungen zudem zu einer präziseren Differenzierung der Stilgruppen, die unter Einbeziehung sämtlicher neuer Erkenntnisse erstmals alle im gleichen Umfang beschrieben wurden. Wenn auch die Ziele der vorgelegten Arbeit erreicht, bestehende Annahmen teils bestätigt, teils revidiert und neue Einsichten gewonnen werden konnten, so haben eben diese Erkenntnisse eine Vielzahl neuer Fragen generiert, die spannende Anknüpfungspunkte für zahlreiche Folgeprojekte bieten.

 
 

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