Detailseite
Die Eigenschaften der mechanistischen Konstitution
Antragsteller
Professor Dr. Jens Harbecke
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung von 2013 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 243746895
Zwei wichtige Ziele der aktuellen Philosophie der Neurobiologie sind (a) die Entwicklung eines deskriptiv adäquaten allgemeinen Modells neurobiologischer Erklärungen sowie (b) die Bestimmung einer generellen Methodologie der neurobiologischen Theorienbildung. Diese Ziele stehen insofern in einer engen Beziehung zueinander, als dass jedes favorisierte Modell neurobiologischer Erklärungen mit bestimmten Regeln zur Entwicklung der Instanzen dieses Modells verbunden werden muss. Ein Ansatz, der beides zu leisten beansprucht, ist der sogenannte ``mechanistische Ansatz'' zu neurobiologischen Erklärungen (vgl. Machamer et al. 2000; Craver und Darden 2001; Craver 2002, 2007). Diesem Ansatz zufolge haben neurobiologische Erklärungen wesentlich einen kausalen und einen konstitutionellen Aspekt. Die Etablierung beider erfordert bestimmte methodologische Prinzipien. Mit Hinsicht auf die Etablierung konstitutioneller Behauptungen wird von den Vertretern des ``mechanistischen Ansatzes'' eine ``manipulationistische'' Definition der Konstitution zugrunde gelegt, derzufolge konstituierende und konstituierte Mechanismen jeweils wechselseitig manipulierbar sein müssen. In letzter Zeit ist mehrfach argumentiert worden, dass die manipulationistische Definition mit gewissen begrifflichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat (vgl. z. B. Leuridan 2012). Als Alternative haben Mark Couch und ich unabhängig voneinander eine Regularitätstheorie der mechanistischen Konstitution vorgeschlagen (Harbecke 2010, Couch2011). Dieser Ansatz erweist sich als deskriptiv adäquat in der Rekonstruktion bestimmter anerkannter neurobiologischer Erklärungen (Ziel (a)).Das beantragte Projekt verfolgt drei Hauptresultate. Zunächst (i) geht es mir um ein besseres Verständnis der formalen Eigenschaften der mechanistischen Konstitution und (ii) um einen bewertenden Vergleich meiner Regularitätstheorie und konkurrierenden Ansätzen. In Vorarbeiten habe ich bereits den Zusammenhang von mechanistischer Konstitution und Supervenienz (vgl. Harbecke 2013a) sowie Probleme des besten Systems mechanistischer Theorien diskutiert (vgl. Harbecke2013b). Bisher liegt jedoch noch keine umfassende Analyse der Abhängigkeiten und Verbindungen zwischen der mechanistischen Regularitätstheorie und vergleichbaren klassischen Konzepten aus der Metaphysik der Wissenschaften und der Philosophie des Geistes, wie die Realisation, Emergenz, usw., vor.Das dritte Ziel (iii) betrifft die Entwicklung einer angemessenen allgemeinen Methodologie konstitutionellen Schließens auf Basis der Regularitätstheorie (Ziel (b)). Es geht dabei vornehmlich um die Explizierung allgemeiner Algorithmen für die Etablierung neurobiologischer Erklärungen. Die Regeln, die hierzu entwickelt werden sollen, korrespondieren in gewisser Hinsicht zu Booleschen Ansätzen der kausalen Inferenz im Rahmen der Regularitätstheorie der Kausalität. Für Übertragung auf konstitutionelle Kontexte sind jedoch wichtige Anpassungen erforderlich.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
USA
Gastgeber
Professor Dr. Carl Craver