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Dynamikbereichsadaptation bei chronischem Tinnitus

Fachliche Zuordnung Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Phoniatrie und Audiologie
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 243145978
 
Mit dem Ausdruck 'Tinnitus' wird eine Klasse auditorischer Phantomempfindungen, d.h. auditorischer Empfindungen, die ohne adäquate Reizung auftreten, bezeichnet. Ungefähr 35-40% der Bevölkerung industrialisierter Länder hat irgendwann in ihrem Leben einen Tinnitus; bei 0.5-1% der Betroffenen hat der Tinnitus Krankheitswert. In vielen Fällen beginnt der Tinnitus mit einer Schädigung der Basilarmembran und dem dadurch verursachten Hörverlust. Die periphere Schädigung hat zentrale funktionelle und strukturelle Veränderungen zur Folge. Da Tinnitus pathophysiologisch in vieler Hinsicht unverstanden ist, existiert keine kausale Therapie. Tinnitus könnte ein Beispiel einer Hyperaktivationsstörung darstellen. Hyperaktivation, gemessen durch die Amplitude des akustisch evozierten MEG/EEG-Signals, korreliert positiv mit der Lautheit des und der Beeinträchtigung durch den Tinnitus. Jedoch sind die spezifischen Merkmale relevanter hypothetischer psychophysiologischer Mechanismen wie die Herabregelung inhibitorischer Prozesse und die Hochregelung der Sensitivität/des Verstärkungsfakors (gain) des Systems bisher nicht bekannt. Durchwegs berücksichtigen ältere und aktuelle Varianten der Sensitivitäts/Gain-Adaptationshypothese des Tinnitus nicht, dass schon die normale und ubiquitäre dynamische Bereichsadaptation der Reizintensitätskodierung Veränderungen der Systemsensitivität und der Systemverstärkung im Zeitbereich von Sekunden und darunter impliziert.Es ist logisch nicht ausgeschlossen, dass die dynamische Bereichsadaptation der Reizintensitätskodierung und die mit Tinnitus assoziierte Sensitivity/Gain-Adaptation voneinander unabhängige Prozesse darstellen. Jedoch schlagen wir hier vor, die Hypothese, dass Tinnitus-spezifische Sensitivitäts/Gain-Adaptationsprozesse die dynamische Bereichsadaptation negativ beeinflussen, zu untersuchen. Darüberhinaus soll die komplementäre Hypothese, ob und wie Tinnitus die frühe, rasche Detektion von Intensitätsänderungen akustischer Reize affiziert, untersucht werden.In den Experimenten werden magnetenzephalographische (MEG) Daten erhoben und die neuronalen Generatoren auditorisch evozierter Magnetfelder mittlerer Latenz charakterisiert. Um Tinnitus-spezifische Veränderungen in funktionellen und strukturellen Netzen, die die neuronalen Korrelate von Veränderungen der dynamischen Bereichsadaptation darstellen könnten, zu erfassen, sollen verteilte (beamformer) Quellenmodelle und Quellenkohärenzmasse berechnet werden. Parallel dazu sollen Magnetresonanz-Diffusionstensor-Imaging (MR DTI) Daten erhoben und traktographisch ausgewertet werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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