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Die reformationsgeschichtlichen und historiographischen Quellen des frühen 18. Jahrhunderts auf Schloss Friedenstein Gotha. Erschließung des Nachlasses des Theologen und Kirchenhistorikers Ernst Salomon Cyprian (1673-1745) in der Forschungsbibliothek Gotha und dem Thüringischen Staatsarchiv Gotha

Antragstellerin Dr. Kathrin Paasch
Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 242937627
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im vorliegenden Projekt wurde erstmals und online der Nachlass des lutherisch-orthodoxen Theologen und Kirchenhistorikers Ernst Salomon Cyprian (1673-1745), der in der Forschungsbibliothek Gotha und im Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Gotha überliefert ist, durch die Forschungsbibliothek erschlossen. Cyprian, der kirchenleitender Theologe des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg und Direktor der Herzoglichen Bibliothek war, baute die Gothaer Sammlungen umfassend aus, trieb die wissenschaftliche Bearbeitung der Bestände voran und machte sie europaweit bekannt. Der Nachlass ist eine zentrale Sammlung für den europäischen Protestantismus, den Pietismus und die europäische Gelehrtenkultur des 18. Jahrhunderts. Die im Projekt im Verbundkatalog Kalliope auf hohem bibliographischen Niveau und einheitlich erschlossenen 7.915 Einzeldokumente zählen neben den bereits erschlossenen Handschriften der Reformationszeit und den Nachlässen der Jenaer Theologen Johann (1582– 1637) und Johann Ernst Gerhard (1621–1668) zum Kern der hochkarätigen Gothaer Sammlung zur Kulturgeschichte des Protestantismus in der Frühen Neuzeit. Besonders bemerkenswert sind die 26 Korrespondenzbände mit 3.912 Originalbriefen an Cyprian sowie die 19 Bände umfassende, bislang kaum bekannte, von Cyprian zusammengetragene Sammlung zu den Feierlichkeiten anlässlich des 200. Reformationsjubiläums 1717 in Europa. Nach Abschluss des Projekts werden die Erschließungsergebnisse in einem gedruckten Katalog zugänglich gemacht. Die Arbeitsergebnisse zeigen deutlich, dass Cyprians mit seinen vielfältigen editorischwissenschaftlichen und kirchenpolitischen Aktivitäten am Gothaer Hof den Knotenpunkt eines internationalen und transkonfessionellen Netzwerks von Theologen, Historikern, Numismatikern, Orientalisten, Bibliothekaren und anderen Gelehrten bildete, das den Raum zwischen Paris, London, Amsterdam, Uppsala, Danzig, St. Petersburg, Moskau, Prag, Wien, Venedig, Rom und Genf umfasste. Die erstmalige Erschließung von Cyprians materialreichem „Apparatus ad historiam ecclesiasticam novam“ hat sichtbar gemacht, dass er sie in 46 Jahren sammelte, um Gottfried Arnolds an den Grundfesten der lutherischen Orthodoxie rüttelnde „Kirchen- und Ketzerhistorie“ (1699/1700) zu widerlegen. Die Projektergebnisse können weit über die Forschungen zu Cyprian hinaus Impulse für die Erforschung des Luthertums in der deutschen und europäischen Frühaufklärungsepoche insgesamt, für die Erforschung der Geschichte und Rezeption der Reformation, der Gelehrtenkultur und Gelehrtennetzwerke sowie für weitere kultur-, sozial- und frömmigkeitsgeschichtlich sowie theologisch ausgerichtete Forschungen zur Frühen Neuzeit geben.

 
 

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