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Preisbildung und Wettbewerb auf räumlich differenzierten Märkten - Simulation und Analyse komplexer Marktstrukturen am Beispiel des Rohmilchmarktes

Fachliche Zuordnung Agrarökonomie, Agrarpolitik, Agrarsoziologie
Förderung Förderung von 2006 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 24285308
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das übergeordnete Ziel dieses Projektes ist es, den oftmals vernachlässigten räumlichen Aspekt landwirtschaftlicher Märkte, am Beispiel des deutschen Rohmilchmarktes, hinsichtlich Preissetzung und Wettbewerb zu untersuchen. Die Berücksichtigung der räumlichen Dimension erlaubt die Berücksichtigung unvollständigen Wettbewerbs und führt zu qualitativ verschiedenen Ergebnissen gegenüber Punktmarktbetrachtungen. Theoretische Modelle räumlicher Märkte sind jedoch aufgrund der schnell erreichten Komplexität oftmals zu einfachen und teilweise restriktiven Annahmen gezwungen, die deren Aussagekraft und empirische Anwendbarkeit einschränken. Hier setzt das Projekt mit der Entwicklung von Simulationsmodellen an. Agenten-basierte Simulationsmodelle ermöglichen ein hohes Maß an Modellflexibilität und Komplexität der Aufgabenstellung. Im Projekt werden damit Fragestellungen wie die Wahl der optimalen räumlichen Preisstrategie oder hinsichtlich des Zusammenhanges zwischen räumlicher Differenzierung und räumlicher Preisdiskriminierung unter allgemeinen Modellannahmen untersucht. Die Simulationsmodelle sind in der Lage formal-analytische Ergebnisse zu rekonstruieren, aber vor allem neue, qualitativ verschiedene Erkenntnisse aufgrund damit ermöglichter gelockerter Restriktionen in den Modellannahmen zu erzielen. Komplementär werden aber auch theoretische Ansätze genutzt, um realwirtschaftliche Beobachtungen zu erklären. Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, einen empirischen Beitrag mit einem Fokus auf räumliche Preissetzung und Wettbewerb zu leisten. So werden z.B. anhand des deutschen Rohmilchmarktes alternative (räumliche) Wettbewerbsannahmen getestet. Die zentrale Annahme ist, dass Molkereien den Produzenten einheitliche, entfernungsunabhängige Auszahlungspreise (uniform delivered pricing, UDP) zahlen. Dies ist auf dem deutschen Rohmilchmarkt beobachtbar, gleichzeitig liefern die Simulationsergebnisse eine ökonomische Begründung für diese Beobachtung. Basierend auf einem theoretischen Duopsonmodel, ergibt die empirische Analyse, dass sich deutsche Molkereien eher kooperativ im Preiswettbewerb verhalten und eine Preisänderung des verarbeiteten Produktes nur zu einem geringen Teil an die Landwirte weiter gegeben wird. Zusätzlich kann gezeigt werden, dass die Höhe des Milcherzeugerpreises wesentlich von den räumlich benachbarten Konkurrenten einer Molkerei und von den Milcherzeugerpreisen der Vormonate beeinflusst wird. Ein weiteres Ziel des Projektes besteht darin, räumlichen Wettbewerb auf gemischten Märkten, in diesem Fall Wettbewerb zwischen genossenschaftlichen und privaten Milchverarbeitern, unter der Annahme von UDP zu analysieren. Dieser Aspekt ist in der theoretischen Literatur nur unzureichend abgebildet, stellt jedoch die Realität auf dem deutschen Rohmilchmarkt dar. Mithilfe von leadership Modellen wird überprüft, ob Genossenschaften in der Lage sind, die Marktmacht von privaten Unternehmen gegenüber Landwirten abzuschwächen {competitive yardstick Effekt). Die Ergebnisse zeigen, dass das Vorhandensein eines competitive yardstick Effekts von den Alternativen zum Rohmilchmarkt abhängt: Werden alle Landwirte im Raum von den Milchverarbeitern bedient, so ist dieser Effekt am höchsten, wenn das Marktgebiet zwischen den Verarbeitern aufgeteilt wird (keine Marktüberlappung). Bei Vorhandensein von Alternativen für Landwirte außerhalb des Rohmilchmarkts kann es zwar zu einem stabilen Gleichgewicht mit Marktüberlappung kommen, ein competitive yardstick Effekt kann aber hier nicht nachgewiesen werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2007). Pricing and Competition in Space - An Agent-based Approach to Spatial Competition, paper presented at the ERSA (European Regional Sctence Association) Congress, August 30, 2007, Paris, France
    Graubner, M.
  • (2007). Spatial Competition in Mixed Food Processing Markets - A Comparison of Modelling Approaches, paper presented at the EAAE (European Association of Agricultural Economists) Ph.D. Workshop, September 4, 2007, Rennes, France
    Trible, C.
  • (2008). Simulation of Spatial Competition: A Computational Investigation of a Spatial Input Market, poster presented at the EAAE (European Association of Agricultural Economists) Congress, August 29, 2008, Ghent, Belgium
    Graubner, M
  • (2009). Cooperative vs. Non-Cooperative Spatial Competition for Milk in the Presence of Farm Marketing Cooperatives. Vortrag präsentiert an der Technischen Universität München, Forschungsseminar des Lehrstuhl für Volkswirtschaft - Umweltökonomie und Agrarpolitik - und des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre - Marketing und Konsumforschung-, Freising, 6.11.2009
    Koller, I.
  • (2009). Spatial Competition of Food Processing Cooperatives in a Mixed Market - The Case of Uniform Delivered Pricing, paper presented at the International Workshop "Rural Cooperation in the 21st Century: Lessons from the Past, Pathways to Future", June 15, 2009, Rehovot, Israel
    Trible, C.
  • (2009). Spatial Competition of Food Processing Cooperatives in a Mixed Market - The Case of Uniform Delivered Pricing. Working Paper
    Tribl, C.
  • (2009). The Spatial Agent-based Competition Model (SpABCoM), Modelldokumentation
    Graubner, M.
  • (2010). Location, Spatial Price Discrimination, and their Interdependencies, Working Paper
    Graubner, M., Balmann, A. and Sexton, R.J.
  • (2010). Spatial Competition in the German Raw Milk Market, Working Paper
    Koller, I. and Salhofer, K.
  • (2010). Spatial Pricing in Agricultural Markets: A Computational Economics Approach, Working Paper
    Graubner, M., Baimann, A. and Sexton, R.J
 
 

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