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Vom phantasma zum intellectus. Die philosophische Neubearbeitung peripatetischer Erkenntnistheorie im De anima-Kommentar Alberts des Großen.
Antragsteller
Professor Dr. Bernd Roling
Fachliche Zuordnung
Geschichte der Philosophie
Katholische Theologie
Katholische Theologie
Förderung
Förderung von 2013 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 237382581
Albert der Große (1200-1280) zählt zu den herausragenden europäischen Gelehrten. Von Köln ausgehend begründete er eine eigenständige Denkschule. Seelen- und Intellektlehre sind tragende Pfeiler seiner wesentlich peripatetisch geprägten, neuartigen Anthropologie, die er Mitte des 13. Jahrhunderts hochdifferenziert ausarbeitet. Der um 1254 verfasste Kommentar zu der aristotelischen Schrift De anima steht im Zentrum seines vernunftoptimistischen Bemühens, die Nobilität menschlichen Erkennens und Denkens herauszustellen. Die moderne Albertforschung verfügt über keine erkenntnistheoretische Studie, die ihren innovativen Gehalt philosophisch-systematisch in allen drei Büchern sowie den zugeordneten Ergänzungsschriften (Parva naturalia) erschließt. Mit dieser Monographie soll die deutlich empfundene Forschungslücke geschlossen werden. Alberts philosophisches Hauptwerk der Reifezeit wird textnah und erkenntnistheoretisch-systematisch ausgewertet. Bislang berührten sich die Forschungen zum sinnesabhängigen Erkenntniserwerb und jene zur Intellektlehre in der Albertliteratur kaum. In der Monographie zu drei Teilen wird dagegen der von Albert komplex behandelte Hervorbringungsprozess von Erkenntnis und Wissen in all seinen Phasen gleichberechtigt dargestellt. Während der zweijährigen Arbeit an dem Buchmanuskript, die im Rahmen des Erstantrags geleistet worden ist, wurde sichtbar, dass die angemessene Aufarbeitung des komplexen Themas noch ein Jahr intensiver Forschung benötigt. Die zentrale These dieser Arbeit lautet, dass Albert im Gegensatz zu Thomas von Aquin für alle Erkenntnisstufen einen durchgehenden Abstraktionsprozess zugrunde legt, dessen von der kognitiven Formablösung bestimmte Realisierungsstufen aufeinander aufbauen. Er umfasst die äußeren wie die inneren sensitiv-partikulären Erkenntnisstufen, deren sinnesbestimmte Artformen über die Vorstellungsbilder auf der universalen Ebene intellektiver Wesenserkenntnis intelligibel gemacht werden. Das peripatetisch bestimmte Erkenntnismodell wird getragen von der kognitiven Repräsentationsfunktion des hylemorphistischen Formbegriffs, dem Konzept von einer substantiellen Seeleneinheit, die alle Erkenntnisvermögen funktional einbindet, und einer in der Zeit neuen Anthropologie, die den ganzen Menschen mit all seinen Seelenvermögen im Blick behält. Um das recht fortgeschrittene Projekt zu seinem qualifizierten Abschluss bringen zu können, wird ein Fortsetzungsjahr beantragt, das ein gedrucktes Buch zum Ergebnis hat.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen