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Die Populationsgenetik des bronzezeitlichen Fundplatzes im Tollensetal in Mecklenburg-Vorpommern.
Antragsteller
Professor Dr. Joachim Burger, seit 1/2015
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 236942581
Die Skelettfunde aus dem Tollensetal, Mecklenburg Vorpommern, stellen aufgrund ihrer außergewöhnlich guten anthropologischen und biomolekularen Erhaltung, hohen Individuenzahl und vermutlichen Schlachtfeldsituation ein für die Bronzezeit bislang beispiellosen Fund dar. Eine von den Antragstellern durchgeführte paläogenetische Pilotstudie konnte bereits die hervorragende Erhaltung mitochondrialer und nukleärer DNA bestätigen. Neueste technologische Entwicklungen im DNA-Sequenzierbereich (next generation sequencing; NGS), vor allem aber Fortschritte in der durch Computersimulationen gestützten Modellierung prähistorischer Populationsstrukturen, ermöglichen unter diesen Voraussetzungen die Rekonstruktion einer präzisen Bevölkerungshistorie dieser großen, zusammenhängenden Fundkomplexes. Zusätzlich kann die Hypothese, dass es sich um einen Konflikt zwischen zwei Gruppen handelt, mit diesen populationsgenetischen Analysen überprüft werden. Bisherige Studien zur Bevölkerungsdynamik im Holozän konzentrierten sich auf die Zeit der neolithischen Transition. Die derzeitige Hypothese, dass der moderne europäische Genpool aus komplexen und regional differenzierten Vermischungsvorgängen zwischen Jäger- Sammlern und eingewanderten Ackerbauern entstanden sei, verweist in die Bronzezeit und soll hier mit einem neu entwickelten multi-locus-System mit 319 neutralen chromosomalen Markern untersucht werden. Die außerordentliche Erhaltung von nukleärer DNA ermöglicht zudem eine populationsgenetische Untersuchung rein paternaler Linien. Nicht zuletzt bietet sich hier die Gelegenheit, evolutive Adaptationsprozesse (Kalzium- und Vitamin D Metabolismus u.a.), die ihren Ausgang in der neolithischen Transition genommen haben, diachron nachzuverfolgen. Mithilfe mitochondrialer und nukleärer aDNA capture und Next Generation Sequencing-Verfahren soll der bislang umfangreichste prähistorische DNA-Datensatz generiert werden. Die Kombination aus multilocus aDNA captures und räumlich expliziten Koaleszenzanalysen prähistorischer DNA geschieht hier erstmalig und wird zweifellos den neuen Standard in der Paläopopulationsgenetik des Menschen setzen. Die Resultate werden über den Fundplatz im Tollensetal hinausweisen, und in einen diachronen und überregionalen Kontext der Bevölkerungsgeschichte Europas gestellt werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Person
Professor Dr. Thomas Terberger
Ehemalige Antragstellerin
Dr. Ruth Bollongino, bis 11/2014