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Die Rolle schulfachspezifischer Kompetenz- und Wertüberzeugungen für die Aktualgenese von Erfolgserwartung und subjektivem Aufgabenwert bei unbekannten Lerninhalten

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 236881342
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Weitergehende Bildungsbeteiligung nach Abschluss der Pflichtschulzeit trägt zu individuellem wie gesellschaftlichem Erfolg bei. Sie ist jedoch nicht zuletzt abhängig von individuellen Entscheidungen, die wesentlich auf subjektiven Urteilen über die verschiedenen Handlungsoptionen beruhen. Vor diesem Hintergrund fokussierte das Projekt die Aktualgenese zweier empirisch gut gesicherter Determinanten von Bildungsentscheidungen, die im Vorfeld beurteilt werden müssen: Die Erfolgserwartung (i.S.v. Kompetenzüberzeugungen) und den subjektiven Aufgabenwert mit den Subkomponenten intrinsischer Wert sowie Anstrengung. Aufbauend auf vorliegenden Befunden wurde die Hypothese untersucht, dass Kompetenz- und Wertüberzeugungen von als ähnlich erachteten Lerninhalten generalisiert, d.h. auf neue, unbekannte Lerninhalte übertragen werden. Die Ergebnisse stützen diese Annahme für Studierende und Nicht-Studierende und für eine breite Palette bekannter und unbekannter Lerninhalte (i.S.v. Schul- und Studienfächern). Die Stärke der Übertragung scheint in Abhängigkeit von der wahrgenommenen Ähnlichkeit der Lerninhalte zu variieren. Sie ist demgegenüber unabhängig von der individuellen Tendenz, sich intellektuell anzustrengen (i.S.v. Need for Cognition), und läuft möglicherweise weitgehend unbewusst ab. Die Ergebnisse eines Surveys mit experimentell manipulierten Kursbeschreibungen stützen die Annahme der Generalisierung: Mathematische versus sprachbezogene Kompetenz- und intrinsische Wertüberzeugungen weisen differentielle prädiktive Validität auf in Abhängigkeit der Betonung von mathematischen vs. sprachlichen Inhalten einer vorgelegten Kursbeschreibung. Mit Blick auf die übergeordnete Fragestellung des Projektes – wie entstehen Erfolgserwartung und Wert bezogen auf unbekannte Lerninhalte im Vorfeld einer Bildungsentscheidung – weisen die Projektergebnisse darauf hin, dass die Antizipation von Erfolgserwartung und (intrinsischen) Wert vermutlich überwiegend automatisiert und unbewusst erfolgen. Dieser Befund steht im Einklang mit den Ergebnissen der qualitativen Teilstudie, die kaum strategisches Verhalten bei der Informationssammlung zu unbekannten Lerninhalten gezeigt hat. Da Kompetenz und intrinsische Wertüberzeugungen mächtige Einflussfaktoren von Bildungsentscheidungen sowie von deren Revision sind (so z.B. bei Studienabbrüchen), ist ein besseres Verständnis ihrer Aktualgenese unverändert erstrebenswert. Weitere experimentelle Untersuchungen sollten daher folgen, um zugrunde liegende kognitive Prozesse zu beschreiben, mögliche Verzerrungen aufzudecken und ggfs. geeignete Interventionsmaßnahmen zu entwickeln. Im Projektverlauf zeigten sich vor allem in drei Punkten Überraschungen. Erstens erwies sich die Wertkomponente Anstrengung als Kostenindikator im Vergleich zu Kompetenzüberzeugungen und intrinsischem Aufgabenwert als weniger dimensional strukturiert, d.h. Anstrengung unterschied sich weniger deutlich entlang der Lerninhalte (hier: Schul- und Studienfächer). Vor diesem Hintergrund konnte für Anstrengung kein Generalisierungseffekt nachgewiesen werden. Zweitens weisen die Auswertungen des qualitativen Datenmaterials darauf hin, dass Studierende – zumindest unter Laborbedingungen – wenig strategisches Verhalten bei der Informationssuche zeigen. Auffallend war vor allem die Kategorie Querverweise, die beschreibt, dass eine Einschätzung der Erfolgserwartung oder des intrinsischen Wertes herangezogen wird, um das jeweils andere Konstrukt sowie – am häufigsten – die erwartete Anstrengung einzuschätzen. Für die weitere Untersuchung der Aktualgenese von Erwartung und (intrinsischem) Wert sind demnach vor allem unbewusste kognitive Prozesse zu fokussieren. Drittens konnten bei der Vorlage unbekannter Lerninhalte im Experiment zwar deskriptiv hypothesenkonforme Unterschiede in der Reaktionszeit auf schulfachspezifische Erwartungs-/Wert-Stimuli identifiziert werden, diese Effekte waren jedoch statistisch nicht signifikant. Hier stellt sich die Frage, von welchen Eingangsbedingungen der angenommene Generalisierungsprozess abhängig ist und wie ein weitergehende Prüfung erfolgen kann.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2017). Die Aktualgenese von Erfolgserwartung und subjektivem Aufgabenwert bei unbekannten Lerninhalten. IDEA-Winter School, November 2017
    Gorges, J.
  • (2019). Choosing a study program: The role of school subject-specific motivational beliefs. 18th Biennial EARLI Conference, Aachen [GE], August 2019
    Gorges, J.
  • (2019). Die differentielle prädiktive Validität schulfachbezogener motivationaler Überzeugungen in Abhängigkeit vom Weiterbildungsangebot. 7. Konferenz der Gesellschaft für empirische Bildungsforschung (GEBF), Köln [GE], Februar 2019
    Gorges, J.
 
 

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