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Beargwöhnt und benötigt: Westemigranten zwischen USA-Exil und DDR

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 233500281
 
Ziel des Buchprojektes mit dem Arbeitstitel "Beargwöhnt und benötigt: Westemigranten zwischen USA-Exil und DDR" ist die Untersuchung von Lebenswegen deutscher kommunistischer Emigranten, die nach 1945 nach Ostdeutschland zurückkehrten, um dort eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen. Die Materialgrundlage bilden zu einem großen Teil Archivalia aus den USA und Deutschland, darunter Akten des FBI sowie Personalakten aus dem Bundesarchiv und der BStU. Das Projekt möchte den individuellen und kollektiven Erfahrungen nachgehen, wie sie sich im Leben und Werk dieser ostdeutschen Kommunisten niederschlugen.Die hier zu behandelnde Gruppe umfasst etwa vierzig Akteure (rund siebzig unter Einschluss der Angehörigen), die zwischen 1938 und 1945-48 in den USA lebten. Zu ihr gehörten prominente, auch berühmte Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler wie Bertolt Brecht, Ernst Bloch, Hanns und Gerhart Eisler, Henryk Grossmann, Stefan Heym, Alfred Kantorowicz und Samuel Mitja Rapoport. Nicht alle waren Mitglieder der KPD, aber alle gehörten zu Netzwerken, die um die Partei herum bestanden. Inwieweit die doppelte Wahrnehmung der USA als Zufluchtsland wie als Gesellschaft rigider Rassentrennung ihre Urteile über das Land beeinflusste, wird ebenfalls diskutiert.In Ostdeutschland waren die Rückkehrer willkommen. Sie wurden benötigt, doch zugleich waren und blieben sie beargwöhnt. Ihre Fähigkeiten auf wissenschaftlichem und künstlerischem Gebiet waren von ihren Exilerfahrungen im Hauptland des "westlichen Imperialismus" nicht zu trennen. Die sogenannten Westemigranten mussten sich in einer Gesellschaft einrichten, deren Normen vorrangig von solchen Kommunisten vorgegeben wurden, die aus der Sowjetunion zurückgekehrt waren oder die Nazizeit in Konzentrationslagern oder Zuchthäusern überlebt hatten. Während viele Rückkehrer aus den USA in den Bereichen Literatur, Kunst und Wissenschaft oder in den Medien sehr erfolgreich waren, schlugen nur sehr wenige, genannt sei Albert Norden, die politische Laufbahn ein.Zentrale Fragen der geplanten Monographie sind: 1.) Welche Entwürfe für ein Nachkriegsdeutschland entwickelte das kommunistische Exil in den USA?2.) Warum entschieden sich die Remigranten im Zeitalter des Systemkonfliktes für die SBZ/DDR und nicht für die Bundesrepublik?3.) Erzeugte die Exilerfahrung ein gemeinsames "kulturelles Gepäck", das die Westemigranten als Gruppe in der DDR erkennbar oder verdeckt gemeinsam prägte?4.) Wie schlug sich die Kaderpolitik der SED mitsamt den politischen "Säuberungen" der 1950er Jahren in den individuellen Erfahrungen und Handlungsspielräumen der Remigranten nieder? Welche Positionen errangen oder behaupteten sie in späteren Jahren?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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