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FOR 751:  The Science of Social Stress (SOSS): Understanding the Interaction of Mind, Brain and Culture in the Response and Adaptation to Stress

Subject Area Social and Behavioural Sciences
Medicine
Term from 2006 to 2013
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 23057254
 
Final Report Year 2013

Final Report Abstract

Ein Stressor – etwa die emotionale oder gar körperliche Misshandlung eines Partners – bedingt eine Stressantwort. Die Arbeit von FOR 751 hat gezeigt, dass sich die Bewertung derartiger affektiver Reize bereits innerhalb von 100ms vorbewusst und auf dem Hintergrund von in assoziativen neuronalen Netzwerken gespeicherten Erfahrungen vollzieht. Nachfolgende bewusste kognitive Prozesse sind dann eher die Folge als eigenständige Bewertung des erfahrenen Stressors. Die Stressantwort selbst – von der HHN-Achse bis zur frontokortikalen Aktivierung, von der immunologischen bis zur epigenetischen Antwort – schlägt sich in einer Erinnerung nieder, die keineswegs im Sinne der Vergangenheits- zugewandten „Aufzeichnung eines Historikers“ gesehen werden kann, sondern als sich reorganisierende Systemanpassung für zukünftige Stressoren und Gefahren verstanden werden muss. Was zählt, ist damit die kumulierende Wirkung von Stressoren; es ergibt wenig Sinn, die Wirkung einzelner Ereignisse für sich verstehen zu wollen. Unsinnig wäre etwa, eine PTSD durch ein „Monotrauma“ ausgelöst sehen zu wollen. Menschliche Pathologie entwickelt sich aus der Geschichte eines Menschen heraus. So erklärt sich die hohe Effektivität der von uns entwickelten und in FOR 751 auf physiologische Effekte getesteten Narrativen Expositionstherapie für Trauma- und Stressbedingte Erkrankungen, bei der narrativ die wesentlichen Stressoren kontextualisierend vergeschichtlicht werden. Allerdings lässt sich damit nur autobiographisch erinnerbares Gedächtnis reorganisieren. Wenn, wie von uns gezeigt, Misshandlung der Mutter das sich entwickelnde Kind bereits im Mutterleib über epigenetische Reprogrammierung beeinflusst, wenn dann in der Folge Hyperaktivität, Fettleibigkeit, Diabetes oder Depressionserkrankungen wahrscheinlicher werden, muss auf noch zu entwickelnde Weisen Prävention die negativen Auswirkungen zu verhindern suchen. Mit dem durch FOR 751 erzielten paradigmatischen Shift hin zu einer Konzeption von Stress als perpetuierende Reorganisation eines dynamischen Systems sind Grundlagen dafür gelegt worden.

 
 

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