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Rekonstruktion der ältesten Textform der Septuaginta (Old Greek) und ihres sprachlichen und theologischen Profils an Hand ausgewählter Texte unter besonderer Berücksichtigung neuerer textgeschichtlicher und methodischer Aspekte
Antragsteller
Professor Dr. Siegfried Kreuzer
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung von 2013 bis 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 230456756
In der Septuagintaforschung wird auch in den neueren kritischen Editionen traditionell dem Kodex Vaticanus eine dominante Rolle für die Textrekonstruktion und damit auch bei der sprachlichen und inhaltlichen Interpretation der Septuaginta zugemessen. Das hat historische Gründe, liegt aber auch daran, dass dieser Kodex der älteste und zudem fast vollständig erhaltene Septuagintakodex ist, neben dem es allerdings seit langem auch wesentlich ältere, wenn auch weniger umfangreiche Handschriften, insbesondere Papyri gibt. Von antiken Kirchenschriftstellern des syrischen Kirchengebietes und seit dem 19.Jh. auch in Handschriften identifiziert gibt es neben anderen Textformen den sog. antiochenischen Text. Dieser stellt eine der grundlegenden Textformen der Septuaginta dar. Von Hieronymus wie auch durch Markierungen in Handschriften wurde er mit der Autorität Lukians von Antiochia (um 300 n.Chr.) verbunden, weshalb auch vom lukianischen Text gesprochen wird. Da dieser Text insbesondere vom Kodex Vaticanus vielfach abweicht, werden die Differenzen in der Forschung seit A. Rahlfs (1907 und 1911) traditionell als lukianische Redaktion um 300 n.Chr. interpretiert und damit (in der Regel) für die Rekonstruktion der ursprünglichen Septuaginta (Old Greek) vernachlässigt. Dieser Einschätzung stehen jedoch Übereinstimmungen mit Josephus (1. Jh.n.Chr.), mit Septuagintazitaten im Neuen Testament und nicht zuletzt auch mit der Vetus Latina (2. Jh.) entgegen. Derartige Übereinstimmungen wurden jedoch von Rahlfs als Querbeeinflussung in der späteren Überlieferung erklärt und so beiseite geschoben. Seit dem Fund der biblischen Texte in Qumran (und Umgebung) ist diese Erklärung und Bewertung eigentlich nicht mehr möglich. Die Übereinstimmung des antiochenischen Textes mit biblischen Texten aus Qumran (besonders deutlich und schon früh publiziert bei 4QSam-a) kann nicht als sekundäre Beeinflussung erklärt werden. Darüber hinaus wies D. Barthélemy 1963 an Hand der Funde aus Nahal Hever nicht nur eine frühe isomorph-hebraisierende Bearbeitung des Septuagintatextes (kaige-Rezension) nach, sondern auch, dass der aniochenische Text dessen Vorlage war und damit im Wesentlichen die ursprüngliche Septuaginta repräsentiert (wenn auch mit Textverderbnissen in der weiteren Überlieferung). Während die Identifikation der kaige-Rezension weithin akzeptiert ist, wurde die eng damit verbundene Neubewertung des antiochenischen Textes weithin ignoriert. Dies führte dazu, dass Qumranforscher wie F.M. Cross, E. Tov und E. Ulrich Kompromissmodelle entwickelten, um ihre Erkenntnisse mit der traditionellen Annahme einer lukianischen Rezension zu harmonisieren. Im Projekt geht es darum, die heute zur Verfügung stehenden Quellen auf Grund der dargestell-ten Gegebenheiten und in Aufnahme von Barthélemy sowie von Forschungen des Antragsstellers und seiner Mitarbeiter neu zu sichten und methodisch für die Rekonstruktion der Textgeschichte, insbesondere der Septuaginta, anzuwenden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen