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Koranische Zugänge zu Jesus Christus in der Perspektive Komparativer Theologie
Antragsteller
Professor Dr. Mouhanad Khorchide; Professor Dr. Klaus von Stosch
Fachliche Zuordnung
Katholische Theologie
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung
Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 230147266
Die Christologie gilt unter Angehörigen des Christentums und Islams gemeinhin als der entscheidende Differenzpunkt beider Religionen. Während für Christen der Glaube an Jesus Christus als Sohn Gottes den entscheidenden Glaubenskern darstellt, scheint eben die Absage an dieses Bekenntnis für den islamischen Glauben grundlegend zu sein. Nicht der Glaube an Gott oder das Gottesbild gilt deswegen in der Regel als das Hauptproblem im islamisch-christlichen Dialog, sondern das christliche Bekenntnis zu Jesus als dem Christus. Auf der anderen Seite gibt es wahrscheinlich keine andere Religion neben dem Christentum, die in den normativen Grundlagen ihres eigenen Glaubens eine so tiefe Wertschätzung von Person und Werk Jesu von Nazaret vorfindet wie der Islam. Von daher kann man in der islamischen Tradition immer wieder eine beachtliche Faszination wahrnehmen, die die Gestalt Jesu auf Muslime ausgeübt hat. Jesus von Nazaret erhält an einigen Stellen im Koran sogar eine höhere Stellung als Muhammed. Auf diese Weise geben einige koranische Aussagen, die Jesus z.B. als das Wort Gottes bezeichnen, Anlass, diese Aussagen auf ihren christologischen Gehalt zu untersuchen.Das Projekt will deshalb fragen, ob es von christlicher Seite aus denkbar ist, die koranischen Würdigungen Jesu von Nazaret als eine Form von Jesulogie oder gar Christologie anzuerkennen, die auch Christen etwas Entscheidendes zu sagen hat. Einer christlichen Komparativen Theologie stellt sich in diesem Kontext die Frage, ob sie die islamische Würdigung Jesu von Nazaret ernst nehmen kann, ohne die eigenen, gerade in der Christologie so konstitutiven Geltungsansprüche preiszugeben. Es geht also um die Sondierung, ob man den koranischen Zugang zu Jesus von Nazaret sinnvoll in die christliche Glaubensreflexion integrieren und ob man die Fremdheit dieses Zugangs als Bereicherung der christlichen Identität entdecken kann.Zugleich stellt sich einer muslimischen Komparativen Theologie die Frage, ob auch aus ihrer Sicht das Verhältnis von christlichem Bekenntnis zu Jesus als dem Christus und den koranischen Aussagen so neu gedacht werden kann, dass man von muslimischer Seite eine moderne Christologie in ein fruchtbares Verhältnis zum islamischen Denken setzen kann. Da die innermuslimische Debatte an dieser Stelle zwischen Sunniten und Schiiten spezifische Unterschiede aufweist und auch in der Hadithliteratur und den Kommentierungstraditionen unterschiedliche Zugänge zu Jesus von Nazaret vorliegen, ist es lohnend diese Frage in beiden Denominationen getrennt zu bearbeiten. Nachdem in der ersten Projektphase insbesondere die schiitische Tradition sehr intensiv betrachtet wurde, soll in der zweiten Phase stärker die sunnitische Tradition in den Blick kommen. Dabei werden wir insbesondere Neuansätze der Koranhermeneutik fruchtbar machen, wie sie u.a. Mouhanad Khorchide selbst vorgelegt hat, aber auch Forschungsergebnisse aus dem Corpus-Coranicum-Projekt aufgreifen und verarbeiten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Iran, Schweiz, USA
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professor Dr. Reinhold Bernhardt; Professor Dr. Georg Essen; Professor Dr. Al-Hajj Muhammad Legenhausen; Professor Dr. Daniel Madigan; Professorin Dr. Angelika Neuwirth; Professor Dr. Georges Tamer; Professor Dr. Jürgen Werbick