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Imperial Subjects. Autobiographische Praktiken und historischer Wandel in den Kontinentalreichen der Romanovs, Habsburger und Osmanen (Mitte 19. bis frühes 20. Jahrhundert) (DACH-Antrag: Lead Agency Basel)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2013 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 229146628
 
Das Projekt untersucht autobiographische Praktiken imperialer Eliten in den Reichen der Romanovs, Habsburger und Osmanen im Zeitraum umfassenden Wandels von der Mitte des 19. bis in das frühe 20. Jahrhundert. In allen drei Reichen lässt sich in diesem Zeitraum eine Konjunktur autobiographischen Schreibens und Publizierens beobachten. Bislang wurde dies vor allem als Kennzeichen einer sich ausprägenden Subjektkultur gelesen, die neben bürgerlichen Kreisen auch den Adel und andere soziale Schichten erfasste. Wenig berücksichtigt blieb dabei die Frage, inwiefern in dem wachsenden gesellschaftlichen und publizistischen Interesse an individuellen Lebensgeschichten nicht auch das Bedürfnis nach einer Auseinandersetzung mit dem tiefgreifenden strukturellen Wandel zum Ausdruck kam, mit dem alle drei Reiche konfrontiert waren. Nationale und revolutionäre Bewegungen sowie die territoriale Expansion des Russischen und des Habsburger Reiches bzw. die Souveränitätskrise im Osmanischen Reich warfen Fragen nach der Konsolidierung imperialer Herrschaftsräume auf. Umfassende innenpolitische Reformen wie die grossen Reformen der 1860/70er Jahre und die konstitutionelle Wende in Russland 1905, der Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn 1867, Tanzimat im Osmanischen Reich seit 1839 und der politische Aufstieg neuer sozialer Schichten im Zuge der Industrialisierung und Urbanisierung führten zu Legitimitätskrisen der althergebrachten Ordnung. Die Erfahrung dieses tiefgreifenden politischen und sozio-ökonomischen Umbruchs förderte massgeblich den autobiographischen Boom, den die Öffentlichkeiten der drei Vielvölkerreiche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert erlebten. Ziel des Forschungsprojektes ist es, autobiographische Praxis als Akt sozialer Kommunikation zu lesen und Selbstzeugnisse ausgewählter Akteursgruppen nach Interpretationen imperialer Herrschaft, nach Wahrnehmungsmustern imperialer Räume sowie nach der Wirkungsmächtigkeit konkurrierender Konzepte kollektiver Identität imperialer, nationaler, sozialer, religiöser, geschlechtsspezifischer und politischer Natur im Angesicht der angesprochenen Wandlungsprozesse zu befragen. Durch seinen vergleichenden und beziehungsgeschichtlichen Ansatz verspricht das Forschungsvorhaben signifikanten Erkenntnisgewinn zu Strukturen imperialer Identitätsentwürfe und zur Funktionsweise von Imperien als vorgestellte Gemeinschaften in Zeiten beschleunigten und tiefgreifenden Wandels. Als Verbundprojekt wird das Vorhaben von zwei Forschergruppen an der Universität Basel als Lead Agency sowie der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Collegium Carolinum in München getragen, in denen Kompetenzen zu den drei genannten Imperien gebündelt werden können. Neben sechs Qualifikationsschriften, 1 PostDoc und 5 Dissertationen, sowie drei kleineren Fallstudien ist die Durchführung von Nachwuchsworkshops sowie dreier internationaler Fachkonferenzen geplant.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
 
 

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