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Der Fall des Anfangs
Antragstellerin
Professorin Dr. Inka Mülder-Bach
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2006 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 12590533
Das geplante Teilprojekt will die Arbeit am Mythos des (Sünden-)Falls an ausgewählten erzählerischen und theoretischen Texten vornehmlich der deutschen Literatur zwischen etwa 1770 und 1930 untersuchen. Ausgangsthese ist, dass der (Sünden-)Fall in dem Maß zu einer prototypisch modernen Figur des Anfangs avanciert, in dem die Schöpfung als Ursprungsmodell an kultureller Plausibilität einbüßt. In demselben Prozess wird der biblische Mythos für Umschriften frei, die u.a. an seinen geschichtsphilosophischen Implikationen (der Fall als Anfang der Geschichte), seinen anthropologischen Erblasten (der Fall als Ursprung des Bösen und der Sünde), seinen epistemologischen und psychologischen Folgen (der Fall als Aufgang des Wissens, des Bewusstseins und der Scham), seiner logischen und temporalen Struktur (der Fall als Ur- Teilung und Augen-Blick), seiner semantischen Vieldeutigkeit (der Fall als Zufall, Einfall, Unfall) und seiner Bewegungsgeste (der Fall als Sturz, Bruch, Sprung) ansetzen und aus diesen Denkmodelle und Textfiguren des Anfangs gewinnen. In einer Verschränkung von literatur- und kulturgeschichtlichen Rekonstruktionen einerseits, detaillierten Textanalysen andererseits soll gezeigt werden, dass diese Modelle und Figuren eines anfänglichen Falls als Szenarien zu lesen sind, in denen die Moderne sich immer wieder aufs Neue als Epoche entwirft, in denen sie ihr eigenes Projekt verhandelt und dessen Scheitern reflektiert: von der Autonomieerklärung der Aufklärung über die Entdeckung historischer Kontingenz im Gefolge der französischen Revolution bis zur traumatischen Zäsur des Ersten Weltkriegs.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen