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Musterbasierte Erwartungen in der Makroökonomie

Fachliche Zuordnung Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 227064168
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Dieses Projekt befasst sich mit der Erhebung und der Modellierung von Erwartungen mit Blick auf makroökonomische Untersuchungen. Besonders wichtige Größen, über deren zukünftigen Verlauf Erwartungen gebildet werden, sind die Inflation und das Einkommen. Solche Erwartungen spielen in vielen Entscheidungen, die für makroökonomische Phänomene bedeutsam sind, eine zentrale Rolle. Aufbauend auf Vorarbeiten wurden Studierenden der Universität Erfurt unter Laborbedingungen eine für die Modellierungsphase ausreichende Vielfalt von Mustern einer Zeitreihe vorgelegt, deren künftige Entwicklung sie einzuschätzen hatten. Dabei wurden Erwartungen über den Verlauf der Inflation und des Volkseinkommens über einen Horizont von einem und fünf Jahren erfragt. Die experimentell erhobenen Daten konnten danach dazu verwendet werden, historische Zeitreihen von Inflationserwartungen zu berechnen. Diese Erwartungen wurden dann in ökonometrischen Untersuchungen verwendet, in denen Inflationserwartungen eine wichtige Rolle spielen. Die statistischen Untersuchungen zeigen, dass die musterbasierten Erwartungen alternativen Modellen und Messungen von Erwartungen häufig überlegen und ihnen mindestens ebenbürtig sind. Die erste Form eines vergleichenden Tests besteht in einer Überprüfung, wie gut die beschriebene Hypothese Erwartungsdaten erklären kann, die durch regelmäßige Befragungen von Haushalten gewonnen wurden. Hier zeigt sich, dass in der Tat die Vorstellung der Musterextrapolation eine bessere Erklärung als herkömmliche Erklärungsansätze liefert. Vorteile hat die neue Theorie auch bei der Erklärung der Heterogenität der Erwartungen, und sie bietet zudem die Möglichkeit der Quantifizierung der Unsicherheit von Erwartungen. Weitere ökonometrische Untersuchungen dokumentieren, dass das Modell der musterbasierten Erwartungen den Verlauf der Inflation im Rahmen der sogenannten Phillips Kurve besser erklärt, als die konkurrierende Vorstellung aus der Literatur, nach der sich Unternehmungen bei der Festsetzung ihrer Preise an professionellen Inflationsprognosen orientieren. Weitere Untersuchungen zeigen dann, dass musterbasierte Erwartungen auch der Schlüssel zum Verständnis der Entwicklung von Anleihenszinsen sind. Im Rahmen der Projektarbeiten wird aufgezeigt, dass die sogenannte Fisher Hypothese, wonach Zinsen eins zu eins mit der Inflationserwartungen variieren, unter Einbezug der musterbasierten Inflationserwartung in verschiedenen historischen und nationalen Kontexten bestätigt wird. Auf der hier beschriebenen methodischen Basis wurden auch Erwartungen bezüglich der Einkommensentwicklung modelliert, welche neue Ansätze für die Konjunkturtheorie liefern. Die Resultate dieses DFG-Projektes dokumentieren insgesamt, dass es möglich ist, in einer einmaligen Befragung unter Laborbedingungen zentrale Elemente des Verhaltens so zu erfassen, dass die regelmäßigen, breit gestreuten Befragungen zur Erwartungsbildung überflüssig werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Sudden and Violent Changes in Long-Term Expectations: Keynes and Reality. In: Taking up the Challenge, edited by Helge Peukert, Metropolis, Weimar bei Marburg
    Tobias F. Rötheli
 
 

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