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Erkenntnistheoretische Systeme in der klassischen indischen Philosophie: Prajñakaragupta (ca. 750-810) zur Anzahl der Erkenntnismittel (pramana)

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2012 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 226063163
 
Die Erkenntnistheorie entwickelt sich in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends u. Z. zu einem wichtigen Teilgebiet der klassischen indischen Philosophie. In den einzelnen religiös-philosophischen Systemen wie dem Nyyya, der Mymyysy, dem Vaiyeyika oder dem Syykhya, sowie auch in Kreisen der Buddhisten und der Jainas, werden divergierende Ansätze zur Festlegung verschiedener „Erkenntnismittel“ (Sanskrit pramana) unternommen. Diese Mittel, unter denen Sinneswahrnehmung und Schlussfolgerung am weitesten verbreitet sind, weisen gewisse Objekte (prameya) nach; sie stellen die Grundlage für verlässliche und wirklichkeitsgetreue Erkenntnis dar. Mit der Entwicklung erkenntnistheoretischen Denkens intensivieren sich Kontroversen darüber, wie viele Erkenntnismittel es geben soll, und welche Art von Objekten sie nachweisen. Diese Kontroversen konstituieren letztlich einen Diskurs über Natur und Grenzen erkenntnistheoretischer Systeme. Sie sind in der Forschung bislang kaum berührt worden, weder in philologisch-historischer Hinsicht, noch in ihren generellen philosophischen Implikationen. Ihre Untersuchung wird nicht nur Licht auf ein bislang im Dunkeln gelegenes Gebiet der klassischen indischen Philosophie werfen; vielmehr sind davon auch Einsichten in den Zweck von Theorien und Systemen von Erkenntnismitteln im indischen Kontext zu erwarten. Schließlich können aus der Analyse dieser Kontroversen auch Anregungen für weitreichende Überlegungen zur Natur und Möglichkeit erkenntnistheoretischer Systembildung hervorgehen. Dignya (ca. 480-540), der Begründer einer eigenen erkenntnistheoretisch-logischen Tradition im Buddhismus, hat wahrscheinlich als erster eine grundlegende Beschränkung der Erkenntnismittel behauptet: Es gibt nur zwei Erkenntnismittel, Wahrnehmung und Schlussfolgerung, weil es nur zwei Erkenntnisobjekte gibt, das Einzelding und das Allgemeine. Die Wahrnehmung erfasst ausschließlich das Einzelding, die Schlussfolgerung ausschließlich das Allgemeine. Mit Dharmakyrti (ca. 600-660), dem nächsten bedeutenden Vertreter der pramana-Tradition im Buddhismus, wird die numerische Beschränkung der Erkenntnismittel untrennbar mit ontologischen Fragen verbunden. Aus der sich an Dharmakyrti anschließenden Tradition greift dieses Projekt Prajnakaragupta (ca. 750-810) heraus, einen der originellsten Denker nach Dharmakyrti. Auf der Basis neu zugänglichen Manuskriptmaterials wird der Hauptabschnitt zum Thema aus Prajñykaraguptays Pramanavarttikalankarabhasya, einem Kommentar zu Dharmakyrtiys Pramanavarttika, kritisch ediert und übersetzt. Eine Studie unternimmt die Auswertung im Lichte der übergeordneten Fragestellung, wie erkenntnistheoretische Systeme im Kontext der klassischen indischen Philosophie konstruiert und verteidigt wurden, und wie ontologische Fragen Kontroversen über Natur und Charakter erkenntnistheoretischer Systeme beeinflussen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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