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Leistungsstreben. Konstruktion, Vermessung und Erfahrung individueller Schaffenskraft in Deutschland un Großbritannien um 1900
Antragstellerin
Dr. Nina Verheyen
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2013 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 221464442
Warum definieren sich Menschen über ihre „Leistung“ beziehungsweise über das, was sie und andere für ihre Leistung halten? Seit wann werden Konkurrenzverhältnisse durch Leistungstests objektiviert, und wie werden derart konstruierte Leistungsdifferenzen subjektiv erfahren? Wie hat sich das Leistungsstreben historisch entwickelt? Diese Fragen untersucht das Projekt für Europas „lange Jahrhundertwende“ vornehmlich mit Blick auf die deutsche und britische Geschichte. Denn in den Dekaden um 1900, so die These, und damit erst nach der Formierung des angeblich leistungsorientierten Bürgertums und teilweise bereits vor den transatlantischen Einflüssen des Taylorismus und Fordismus, bildete sich erstens eine moderne Leistungssemantik heraus, die „Leistung“ als individuell zurechenbar, mess- und vergleichbar sowie methodisch steigerbar entwarf. Zweitens entstanden, damit verknüpft, standardisierte Leistungstests in so unterschiedlichen Praxisfeldern wie Bildung, Arbeit und Freizeit. Vor allem die Etablierung dieser Testverfahren sowie die höchst ambivalenten Erfahrungen, welche die Menschen mit ihnen machten, untersucht das Projekt. Denn die neuen Praktiken des Testens individueller Schaffenskraft, so die These, markierten und generierten eine qualitativ neue Form der Leistungsorientierung, die für Kulturen der Konkurrenz in der europäischen Moderne konstitutiv ist – und die das moderne Subjekt seither fest im Griff hat.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen