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Architektur und neue Medien. Die Bedeutung digitaler Technologien für die Entwurfs- und Baupraxis der 1990er Jahre

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung von 2012 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 221391226
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt sucht die Bedingungen des computerbasierten Entwerfens der 1990er Jahre und die Konsequenzen für die Instrumentarien der Architektur zu erfassen. Während die 90er Jahre bisher als Epoche spektakulärer (gekrümmter) Architekturen in die Architekturgeschichte eingegangen und von einer Faszination visueller Darstellungen geprägt ist, hat die Signifikanz der technologischen, sozialen und politischen Bedingungen, innerhalb derer die Entwürfe stehen, bisher wenig Beachtung erfahren. Hier setzt das Projekt an und sucht den jeweiligen Kontext zu bestimmen, in dem ausgewählte Architekturprojekte, die für die 90er Jahre bedeutend waren, entwickelt und realisiert wurden. Mit der Bestimmung der Bedingungsverhältnisse rücken Thematiken und Orte in den Blick, die wesentlich die Diskursbildung prägten. Die Arbeit eröffnet ein mosaikartiges Bild der 90er Jahre und fokussiert: 1) die Universität als Ort, an dem das Potenzial digitaler Technologien im Rahmen der umfassenden Frage Was ist Architektur? diskutiert wurde 2) neu gegründete Medieninstitute, an denen Architektinnen und Architekten die Wechselwirkungen zwischen technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Austausch mit Theoretikerinnen und Theoretikern erörterten 3) die Ökologie, die sowohl das Zusammenspiel verschiedener Medien bei der Gestaltung und Wahrnehmung künstlicher Welten als auch die Interpendenzen zwischen technologischen, sozialen und ökologischen Räumen umfasst 4) den architektonischen Körper und das Revival biologischer Metaphern, die zu einer Verschiebung des mechanischen Verständnis' des Körpers hin zu einem organischen führen und im Zusammenhang computerbasierter Entwurfsmethoden neue Perspektivierungen des Maschine-Mensch Verhältnisses eröffnen 5) Fabrikationsprozesse, mit denen sich Fragen nach den ökonomisch-politischen Bedingungen der Herstellung von Architektur sowie nach der Rolle globaler Netzwerke und Standards für die Architekturproduktion stellen 6) die Stadt, die Möglichkeiten eröffnet, ikonische Architekturprojekte auf der Ebene von Entwurf und Urbanisierung im post-industriellen Zeitalter zu analysieren. Hier gewinnen die Operationsketten und Medienverbünde im Entwurfsprozess sowie kulturpolitische und stadtplanerische Konzeptionen an Bedeutung. Das Projekt zeigt, auf welche Weise Entwurfsumfeld und Architekturen einander informieren, und es erschließt die materielle und mediale Basis computerbasierter Entwurfspraktiken. Es leistet einen Beitrag zur Architekturgeschichte der 90er Jahre, indem Ansätze der neueren Wissenschaftsforschung herangezogen werden, die nach der Handlungsmacht nichtmenschlicher Agenten fragen und sucht über die historische und theoretische Aufarbeitung der 90er Jahre hinaus, eine methodische Perspektive zur Erforschung der Entwurfspraxis zu eröffnen. Eine Folgestudie widmet sich der Materialität und den ökologischen Zusammenhängen digitaler Infrastrukturen. Vor dem Hintergrund eines Architekturdiskurses der 60er Jahre, der Umweltbedingungen und Visualisierungstechniken fokussierte, sucht sich die Studie im Rahmen aktueller Diskurse zu medienökologischen Fragestellungen zu positionieren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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