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Der Flusshafen von Ostia
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Michael Heinzelmann; Professorin Dr.-Ing. Corinna Rohn; Professor Dr. Andreas Vött
Fachliche Zuordnung
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung
Förderung von 2012 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 219421368
Die Doppel-Hafenstädte Ostia und Portus bildeten eine komplexe funktionale Einheit, die im 2. Jh.n.Chr. zum größten Warenumschlagsplatz des gesamten Mittelmeerraums avancierte. Bis hierhin war jedoch eine komplexe Entwicklungsgeschichte zurückzulegen: Seit der Gründung im 4. Jh.v.Chr. kam Ostia zunächst nur die Sicherung der Tibermündung und im 3.-1. Jh.v.Chr. die Rolle eines untergeordneten Durchgangshafens zu - Haupthafen Roms war Puteoli im Golf von Neapel. Erst ab augusteischer Zeit erlangte Ostia durch den schrittweisen Ausbau von Flusshafen und Horrea eine gewisse Bedeutung als eigenständiger Warenumschlagsplatz. Der große Entwicklungssprung erfolgte jedoch erst nach der trajanischen Ausbaustufe von Portus. Allerdings ist Portus hierbei nicht als Hafen von Ostia anzusehen, sondern als eigenständige Hafenstadt, die vor allem unter kaiserlicher Kontrolle für den Umschlag der für Rom bestimmten Massengüter fungierte. Erst im Sog des in Portus ankommenden Schiffsraums setzte in Ostia der unvergleichliche Wirtschaftsboom ein, der die Stadt und die Gesellschaft im 2. Jh. revolutionierte. Im Gegensatz zu Portus wurde dieser Aufschwung jedoch primär von privater Seite getragen und konzentrierte sich auf andere Warengruppen. Anders als Portus scheint Ostia hierbei - neben Versorgungsaufgaben für Rom - die Rolle einer zentralen Drehscheibe für den Mittelmeerhandel zugekommen zu sein.Erstaunlicherweise ist jedoch ausgerechnet das wirtschaftliche Herzstück Ostias, der Flusshafen, bis heute kaum untersucht. Im Rahmen eines vom Antragssteller geleiteten Forschungsprojekts zur Untersuchung der noch unausgegrabenen Bereiche Ostias (1996-2002) konnte mittels geophysikalischer Prospektionen und kleinräumiger Sondagen erstmals ein größeres Flusshafenbecken mit flankierendem Hafentempel und möglichen Schiffshäusern nachgewiesen werden, sowie ferner ein zweiter, heute verlandeter Abschnitt der ursprünglichen Flussufersituation nördlich des Theaters. Diese beiden Bereiche bilden heute die einzigen potentiellen Ansatzpunkte für Untersuchungen des ehemaligen Flusshafens von Ostia.Aufgrund der anderen Zielrichtungen des früheren Projekts konnte die Hafengestaltung nur in groben Zügen untersucht werden, so dass viele Fragen offenbleiben mussten. Ziel des hier beantragten Vorhabens ist es, mit Hilfe von geophysikalischen Prospektionen, geoarchäologischen Untersuchungen und gezielten stratigraphischen Ausgrabungen in den beiden genannten Bereichen (Flusshafenbecken und Uferlände nördlich des Theaters) detailliertere Einblicke in die Gestaltung, Entwicklung und urbanistische Einbindung des ursprünglichen Flusshafens von Ostia zu gewinnen. Flankierend soll eine erstmalige bauhistorische Untersuchung und Dokumentation des wahrscheinlichen Leuchtturms an der ehemaligen Tibermündung erfolgen. Im Austausch mit dem englischen Portus-Projekt soll die Untersuchung zu einem besseren Verständnis der Rollenverteilung beider Häfen beitragen.Der Antragsteller ist vielseitig in der mediterranen Hafenforschung vernetzt. Ferner bietet das Projekt ideale Anknüpfungspunkte für den SPP, u.a. hinsichtlich der Aspekte Flusshäfen (z.B. Rhein und Donau), hafenspezifischer Infrastrukturen (z.B. Schiffshäuser), des Phänomens von Zentren mit separaten Hafenstädten (z.B. Pergamon/Elaia; Antiochia/Seleukia) oder in Bezug auf generelle Fragen zur Organisation von Häfen und deren Einbettung in überregionale Handelsnetzwerke.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme