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Freundschaft und Gewalt im Jugendalter

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2012 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 216610733
 
Ziel des Projekts ist ein tieferes Verständnis der Mechanismen, die zu jugendlichem Gewalthandeln führen, sowie die Erklärung interethnischer Unterschiede in der Gewaltdelinquenz. Im Zentrum der Untersuchung steht dabei die Wirkungsweise und Verbreitung von gewaltlegitimierenden Normen. Auf der Basis integrativer Handlungstheorien wird analysiert, unter welchen Bedingungen derartige Normen zu Gewaltdelinquenz führen, und wie sie mit Gelegenheiten, Anreizen, konformen Normen und Selbstkontrolle zusammenwirken. Auf der Basis von Netzwerkdaten über die mehrdimensionalen sozialen Beziehungen zwischen Jugendlichen soll zudem die Rolle der Peergruppe für Gewaltdelinquenz untersucht werden. Beide grundlagentheoretischen Fragen sind auch präventiv bedeutsam, um zu verstehen, ob bzw. wie sich Gewalttäter abschrecken lassen und wie der Ausbildung, Verfestigung und sozialen Verbreitung von gewaltlegitimierenden Normen im Jugendalter entgegen gewirkt werden kann.Zur Erhebung geeigneter Paneldaten wurde im Herbst 2013 in den Städten Gelsenkirchen, Recklinghausen, Marl, Gladbeck und Herten eine klassenbasierte Schülerbefragung durchgeführt, die zweite Erhebungswelle findet aktuell statt. Um vollständige Jahrgangsnetzwerke erheben zu können und die geplante Stichprobengröße und -zusammensetzung (Gewalttäterschaft, Migrationshintergrund) zu erzielen, wurde eine Vollerhebung aller Schüler angestrebt, die im Schuljahr 2013/2014 die siebte Jahrgangsstufe einer Haupt-, Real-, oder Gesamtschule im Erhebungsgebiet besuchten.Auf Schulebene wurde eine sehr gute Teilnahmequote von 86,7 Prozent erzielt (39 von 45 Schulen). In 123 Schulklassen wurden insgesamt 2635 Schüler befragt. Dabei konnten mehr türkischstämmige Schüler erreicht werden als angestrebt (746 anstatt 650). Die erste Welle hat somit eine ausgezeichnete Basis für weitere Erhebungen geschaffen.Wir beantragen die Förderung zweier weiterer Wellen, um eine umfassende und kausalanalytisch belastbare Beantwortung der Forschungsfragen auf dem Niveau national und international führender Panelstudien zu ermöglichen. Die erneute Befragung der Jugendlichen war bereits im ersten Antrag für den Fall eines erfolgreichen Projektverlaufs vorgesehen. Die größere Zahl intra-individueller Veränderungen (z.B. Norminternalisierung) sowie von Veränderungen in den Netzwerken (z.B. Freundschaft oder Status) über einen Zeitraum von insgesamt vier Jahren würde aussagekräftigere Längsschnittanalysen zu den zentralen Fragen des Projekts möglich machen. Dies gilt vor allem hinsichtlich der Prozesse der Sozialisation und Selektion von Peers und des Einsetzens und Ablassens von Gewalthandeln im Jugendalter. Zudem würden eine dritte und vierte Welle ermöglichen, das Nicht-Bestehen oder die Herausbildung interethnischer Unterschiede in der Jugendgewalt zu verstehen und auch schwerere Gewalttaten systematisch zu betrachten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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