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Reaktionskonflikt und perzeptuelle Verarbeitungsflüssigkeit als affektive Signale der Verhaltenssteuerung

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2012 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 216375261
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Kognitive Kontrolle ermöglicht die dynamische Anpassung an Reaktionskonflikte, etwa wenn eine schwache, aber situationsangemessene Reaktion gegenüber einer starken, aber inadäquaten Reaktion durchgesetzt werden muss. In diesem Projekt wurde untersucht, ob die aversiven Konflikteigenschaften lediglich ein Epiphänomen der Konfliktverarbeitung sind oder ob ihnen eine funktionale Rolle bei der Kontrollanpassung zukommt. Darüber hinaus wurde untersucht, ob auch andere aversive Reizeigenschaften jenseits eines Reaktionskonflikts zu Kontrollanpassungen führen. Die Frage der Funktionalität des aversiven Konfliktsignals untersuchten wir mittels einer EEG-Studie, in der wir das lateralisierte Bereitschaftspotential (LRP) als Ausmaß für die automatische Aktivierung der (fehlerhaften) Reaktion bei inkompatiblen Reizen analysierten, und entsprechend die Unterdrückung dieser Aktivierung als Marker für eine Kontrollanpassung gilt. Wir konnten zeigen, dass die sequenzielle Adaptation im LRP maßgeblich durch die individuell eingeschätzte affektive Valenz des vorangegangenen Durchgangs moduliert wurde. D.h., das reduzierte LRP als Maß für sequenzielle Anpassung fand sich nur nach negativ eingeschätzten Durchgängen, nicht aber nach positiv eingeschätzten Durchgängen (unabhängig vom tatsächlichen Konfliktstatus). In einer weiteren Studie wurde gezeigt, dass das Konfliktsignal seine Triggerfunktion zur Anpassung allerdings verliert, wenn es in einem bereits negativen Kontext präsentiert wird. Auch dieser Befund deutet auf die motivationale Funktion des aversiven Signals hin. Schließlich wurde in einer weiteren Studie die Bedeutung von kongruenten (potenziell positiv konnotierten) Stimuli bei der Kontrollanpassung untersucht. Hier konnten wir bestätigen, dass nicht nur inkompatible Reize zu einer erhöhten Kontrolle (im Vergleich zu neutralen Reizen) im nachfolgenden Trial führen, sondern dass auch kompatible Reize (im Vergleich zu neutralen) zu einer reduzierten Kontrolle führen. Um zu untersuchen, ob auch andere aversive Stimuluseigenschaften eine Kontrollanpassung (in Abwesenheit von Konflikt) erhöhen können, untersuchten wir die Rolle der perzeptuellen Verarbeitungsflüssigkeit auf die kontextspezifische Kontrollanpassung. Die Idee fußt auf der gut belegten Erkenntnis, dass eine herabgesetzte perzeptuelle Verarbeitungsflüssigkeit (wie beispielsweise die Kopie aus einem schlechten Drucker) als unangenehm empfunden wird. Im Projekt konnten wir in zwei Studien zeigen, dass kontextspezifische Kontrollanpassung nicht nur durch Reaktionskonflikte, sondern auch durch visuelle Reize ausgelöst werden kann, deren perzeptuelle Verarbeitungsflüssigkeit herabgesetzt wurde. Ähnliches konnten wir in einer weiteren Studie für auditive Reizeigenschaften zeigen (menschliche Stimmen mit vs. ohne störende Hintergrundgeräusche). Allerdings zeigte sich im auditiven Bereich, dass nicht nur Kontrollanpassungen, sondern auch assoziative Lernprozesse zu den kontextspezifischen Anpassungen beitrugen. In diesem Projekt wurde damit erstmals die funktionale Bedeutung der aversiven Valenz des Konfliktsignals für die Kontrollanpassung nachgewiesen. Offenbar spielt also die affektive Einschätzung des Konfliktreizes, auch in Abhängigkeit von dem Kontext, in dem er präsentiert wird, eine maßgebliche Rolle bei Kontrollanpassungen. Darüber hinaus konnte der Geltungsbereich solcher (affektiv ausgelösten) Kontrollanpassungen auch auf andere als aversiv empfundenen Stimuluseigenschaften ausgedehnt werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2017). The role of affective evaluation in conflict adaptation: An LRP study. Brain and Cognition, 116, 9-16
    Fröber, K., Stürmer, B., Frömer, R. & Dreisbach, G.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.bandc.2017.05.003)
  • (2018). Conflict and disfluency as aversive signals: Context-specific processing adjustments are modulated by affective location association. Psychological Research, 82(2), 324-336
    Dreisbach, G., Reindl, A.- L., & Fischer, R.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s00426-016-0822-x)
  • (2019). It's more than just conflict: The functional role of congruency in the sequential control adaptation. Acta Psychologica, 197, 64-72
    Berger, A., Fischer, R. & Dreisbach, G.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.actpsy.2019.04.016)
  • (2019). Unexpected conflict signals loom larger in a positive context: Evidence from context specific control adjustments. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 45(8), 1398–1409
    Dreisbach, G., Fröber, K., Berger, A., & Fischer, R.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1037/xlm0000662)
  • (2020). Challenging Voices: Mixed evidence for context-specific control adjustments in the auditory domain. Quarterly Journal of Experimental Psychology. 73(10) 1684–1694
    Berger, A., Dolk, T., Bogon, J. & Dreisbach, G.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1177/1747021820921096)
 
 

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