Detailseite
Projekt Druckansicht

"Tall Knedig" WVDOG; Autoren Lutz Martin u.a.

Antragstellerin Dr. Evelyn Klengel
Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2005 bis 2007
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 21521954
 
Das Vorderasiatische Museum hat von 1993 bis 1998 Ausgrabungen am Tall Knedig in Nordost-Syrien durchgeführt. Das Ziel der Untersuchungen bestand zum einen in der Ermittlung der Siedlungsperioden, um zu Aussagen hinsichtlich der Kontinuität oder Diskontinuität der Siedlungsabfolge zu gelangen. Zum anderen sollten für eine ausgewählte Periode der Frühen Bronzezeit Informationen über den Siedlungscharakter, d.h. zur Siedlungsstruktur und der funktionalen Einbindung des Ortes in die dörflichen Gemeinschaften des Unteren Haburs gewonnen werden. In der 1. Hälfte des 3. Jahrts. v. Chr. umfasste die Siedlung die gesamte, etwa drei Hektar große Siedlungsfläche (Bauschichten XVI-XIII). Diese größte Ausdehnung der Siedlung blieb bis zum Ende der Bauschicht XIII bestehen. Ab der Bauschicht XII verkleinert sich die Siedlung etwa um die Hälfte und konzentriert sich auf den südwestlichen Bereich. Dort entstand im weiteren Verlauf der Frühen Bronzezeit ein etwa sechs Meter hoher Hügel, der die Bauschichten XI bis VII umfaßt. Am Ende des 3. Jahrt. wurde der Ort für mehr als 1000 Jahre aufgegeben. Eingehende Untersuchungen zur Struktur und Funktion der Siedlung wurden für die Bauschicht XIII durchgeführt. In den Wohn- und Wirtschaftseinheiten dieser Zeit fanden sich kaum vollständige Inventare, wie sie in Siedlungen vorkommen, die durch plötzliche Ereignisse, wie Katastrophen, Naturgewalten oder kriegerische Auseinandersetzungen, zerstört werden. Die aufgefundene Keramik und die wenigen Geräte und Werkzeuge deuten vielmehr auf ein „planmäßiges“ Verlassen der Siedlung hin. Denkbar wäre, dass bestimmte Gebäude nur saisonal genutzt wurden, was für eine „dimorphe Gemeinschaft“ sprechen würde. In diesen Gesellschaften bedingt die starke Ausrichtung auf einen viehwirtschaftlichen Lebenserwerb einen häufigeren saisonbedingten Ortswechsel. Den eisenzeitlichen Bauschichten (VI und VI’-III) wurden insgesamt acht Architekturkomplexe (Q-X) zugeordnet. Es handelte sich um Siedlungen dörflichen Charakters, die nach der Keramik und anderen Funden in der zweiten Hälfte des 7. Jh. v. Chr., vielleicht sogar bis unmittelbar in die Zeit nach dem Fall des assyrischen Reiches bestanden haben. Von besonderer Bedeutung ist der eisenzeitliche Friedhof auf dem Plateau des Südwesthügels. Neben Assur ist damit erstmals ein größerer Komplex eisenzeitlicher Bestattungen für den nordmesopotamischen Raum untersucht worden. Aus der seleukidischen bis parthisch-römischen Zeit stammen nur einige wenige Architekturreste im Gebiet der Flächensiedlung und vom Plateau des Südwesthügels. Vermutlich bestanden zu dieser Zeit nur einzelne Gehöfte oder ein Militärposten am Tall Knedig. Die islamische Siedlung auf dem Plateau des Südwesthügels wird in die Zeit vom 8. bis zum Anfang des 13. Jh. n. Chr. eingeordnet. Von dem radialförmig angelegten Dorf sind vier funktional zusammengehörige Raum-/Hofeinheiten freigelegt worden.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung