Indigen-christliche Eliten Asiens und Afrikas um 1900 im Spiegel ihrer Journale und Periodika. Muster kognitiver Interaktion und Frühformen transregionaler Vernetzung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Journale indigen-christlicher Eliten in Asien und Afrika, wie sie paradigmatisch im vorliegenden Forschungsprojekt analysiert worden sind, erweisen sich als ein Quellenkorpus ersten Ranges, das bislang allenfalls punktuell erfasst und nirgends systematisch oder in vergleichender Perspektive ausgewertet worden ist. Die analysierten Journale aus verschiedenen Regionen ermöglichen neue Einsichten in zentrale christentumsgeschichtliche Entwicklungen im Asien und Afrika zu Beginn des 20. Jh.s. Der Beitrag lokaler christlicher Eliten zu den öffentlichen Debatten und Kontroversen ihrer jeweiligen Kolonialgesellschaften wird ebenso deutlich wie ihre Verbindungen zu anderen emanzipatorischen Bewegungen innerhalb und außerhalb der christlichen Gemeinschaft. Angesichts der Heterogenität der missionarischen und kolonialen Kontexte ist die hohe Übereinstimmung bei den in den Journalen verhandelten Themen bemerkenswert. Dazu zählt die Forderung nach „indigenous leadership“ (in Kirche und Gesellschaft), der Protest gegen den Rassismus und independentistische Bestrebungen (und sonstige eigenständige Paternalismus der Europäer, Sympathie für nationalkirchliche und/oder Organisationsformen) sowie die zentrale Bedeutung moderner Erziehung und die – im Einzelnen recht unterschiedlich akzentuierten – Rolle der Frauen in Kirche und Gesellschaft. Journale als das „Sprachrohr“ der native Christian community verstärkten zugleich die gegenseitige Wahrnehmung und direkte Kontaktaufnahmen einheimischer Führungspersönlichkeiten aus unterschiedlichen Regionen. Sie führten zu vielfältigen Frühformen transregionaler (und sogar transkontinentaler) Netzwerkbildungen indigen-christlicher Eliten, deren Einzeichnung in das breite Spektrum „christlicher Internationalismen“ um 1910 eine lohnende Aufgabe künftiger Forschung ist.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- “Weltmission, globale Kommunikationsstrukturen und die Vernetzung der indigen-christlichen Eliten Asiens und Afrikas im 19. und frühen 20. Jahrhundert”, in: U. van der Heyden / A. Feldtkeller (Eds.), Missionsgeschichte als Geschichte der Globalisierung von Wissen, Stuttgart 2012, 193–212
K. Koschorke
- “New Maps in the History of World Christianity: Current Challenges and Future Perspectives” Theology Today 71/2, 2014; 178–191
K. Koschorke
(Siehe online unter https://doi.org/10.1177%2F0040573614530141) - ‘How may India profit from Japan?’ Die Stellung der Frau und weibliche Erziehung in den Debatten indigen-christlicher Eliten in Asien um 1910”, in: C. Rammelt et al. (Eds.), Begegnungen in Vergangenheit und Gegenwart. FS M. Tamcke. Münster 2015, 217–227
K. Koschorke
- “‘What can India learn from Japan?’ Netzwerke indigen-christlicher Eliten in Asien und christliche Internationalismen um 1910”, in: J.G. Nagel / M. Mann (Eds.), Jenseits der Grenze. Europa in der Welt in Zeiten der Globalisierung. FS R. Wendt (Heidelberg 2015, 19–42)
K. Koschorke
- Discourses of Indigenous Christian Elites in Colonial Societies in Asia and Africa around 1910. A Documentary Sourcebook from Selected Journals (Documents on the History of Christianity in Asia, Africa and Latin America Vol. 4), Wiesbaden: Harrassowitz 2016 (502 pages)
Klaus Koschorke / Adrian Hermann / Ciprian Burlacioiu / Phuti Mogase (Eds.)
- „Absolute independence for Indian Christians“. Die Weltmissionskonferenz Edinburgh 1910 in den Debatten protestantischer Christen Südindiens, in: Mariano Delgado / Michael Sievernich / Klaus Vellguth (Hgg.), Transformationen der Missionswissenschaft (St. Ottilien 2016). Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft ; 100. Jahrgang, 1/4. S. 277 ff.
K. Koschorke