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Die Rolle affektiver Faktoren beim multimedialen Lernen

Antragstellerin Dr. Steffi Heidig
Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2011 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 193885171
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Forschung zum multimedialen Lernen beschäftigt sich mit der Frage, wie Lernumgebungen gestaltet sein sollten, um den Lernprozess optimal zu unterstützen und zu fördern. Im Gegensatz zu kognitiven Faktoren, blieben affektive Faktoren dabei bisher weitgehend unberücksichtigt. Erste Studien zu einem emotionalen Design multimedialen Lernens, einschließlich einer eigenen Vorstudie zu diesem Projekt, belegen jedoch, dass ein ansprechendes Design des Lernmaterials positive affektive Reaktionen bei den Lernenden hervorrufen kann, die dann den Lernprozess fördern. Ziel dieses Projektes war eine Differenzierung der bisher gezeigten Effekte durch die Beantwortung zweier Forschungsfragen: (1) Durch welche intrinsischen Designfaktoren können affektive Reaktionen bei den Lernenden hervorgerufen werden? und (2) Wie wirken sich diese affektiven Reaktionen auf den Lernprozess aus? Die erste Forschungsfrage wurde dabei in zwei Teilfragen aufgegliedert. Einen neuen inhaltlichen Schwerpunkt des Projektes bildete die systematische, theoriegeleitete Herleitung von konkreten intrinsischen Designkriterien auf der Basis von Forschungsergebnissen aus dem Webdesign (Forschungsfrage 1a). Es konnte gezeigt werden, dass die abgeleiteten Farbkombinationen die wahrgenommene klassische und expressive Ästhetik sowie die affektiven Reaktionen der Lernenden beeinflussen (Vorstudie). Bei der Umsetzung in einer multimedialen Lerneinheit zeigten sich jedoch keine Unterschiede der Designvarianten (hohe vs. niedrige klassische, expressive Ästhetik; hohe vs. niedrige Usability) in wahrgenommener Ästhetik und Usability (Hauptstudie, hier: Lernsituation). In Bezug auf Forschungsfrage 1b zur Wirkung der Designfaktoren auf die affektiven Reaktionen der Lernenden konnte im Experiment bestätigt werden, dass eine hohe wahrgenommene Ästhetik positivere affektive Reaktionen und eine niedrige wahrgenommene Usability negativere affektive Reaktionen hervorruft (dies gilt nicht für die objektiv gegebenen Unterschiede). Offen bleibt jedoch die Forschungsfrage 1a durch welche konkreten Designkriterien eine hohe wahrgenommene Ästhetik und eine als niedrig wahrgenommene Usability in einer multimedialen Lernsituation hervorgerufen werden können. Trotz der Bestätigung der abgeleiteten globalen Designkriterien (klassische und expressive Ästhetik, Usability), besteht auch noch weiterer Klärungsbedarf bezüglich der Frage, welche konkreten Designfaktoren sich zur Induktion positiver und negativer affektiver Reaktionen beim multimedialen Lernen eignen. Die zweite Forschungsfrage, wie sich die affektiven Reaktionen der Lernenden auf den Lernprozess auswirken, erbrachte ebenfalls unerwartete Ergebnisse. Zwar konnte hypothesenkonform gezeigt werden, dass sich die affektiven Reaktionen der Lernenden auf die Lernergebnisse auswirken. Ihr Einfluss war jedoch nur sehr gering und komplexer als angenommen. So wirkte sich eine positive Aktivierung nicht nur, wie erwartet, positiv auf die Verständnisleistung, sondern auch auf die Behaltensleistung aus. Eine negative Aktivierung zeigte dagegen nicht die erwarteten positiven Effekte auf die Behaltensleistung, sondern negative Effekte auf Behalten und Transfer. Insgesamt zeigte sich ein förderlicher Effekt positiverer affektiver Reaktionen auf alle drei Lernerfolgsindikatoren – der jedoch nur gering ausfiel. Deutlich stärkere Einflüsse hatten die affektiven Reaktionen der Lernenden auf die intrinsische Motivation der Lernenden – einschließlich der Motivation sich länger mit dem Lernmaterial zu beschäftigen. Dies legt einen indirekten Einfluss auf die Lernergebnisse nahe: Ein als ansprechend wahrgenommenes Design könnte positive affektive Reaktionen auslösen, die dann die Motivation sich länger mit dem Material zu beschäftigen, fördern. Daraus sollten sich positive Langzeiteffekte auf die Lernleistung ergeben. Zur Prüfung dieser Zusammenhänge sind jedoch Folgeuntersuchungen notwendig für die sich folgende Implikationen ergaben: Die differenziertere Betrachtung der Rolle affektiver Faktoren beim multimedialen Lernen in diesem Projekt ergab auch in den Ergebnissen ein deutlich differenzierteres Bild als bisherige Studien zu einem emotionalen Design multimedialen Lernens. Sie machen deutlich, dass eine Klärung der beiden Forschungsfragen vorerst nicht in einem Schritt erfolgen kann. Folgeuntersuchungen sollten vielmehr beide Forschungsfragen trennen, indem sie entweder darauf abzielen Designkriterien zur Induktion affektiver Reaktionen beim multimedialen Lernen zu identifizieren oder untersuchen, wie sich positive und negative affektive Reaktionen der Lernenden auf unterschiedliche Lernziele und andere Lernprozessindikatoren wie beispielsweise die intrinsische Motivation der Lernenden auswirken.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2011). Die Rolle positiver Emotionen beim multimedialen Lernen. 13. Fachgruppentagung Pädagogische Psychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), 14.-16. September, Erfurt
    Heidig, S., Plass, J. L., & Niegemann, H. M.
  • (2011). Emotional effects in multimedia learning. Biennial Conference of the European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), August 30th – September 3rd, Exeter, UK
    Heidig, S., Plass, J. L., Um, E. R. & Niegemann, H. M.
  • (2011). Joy of Use und User Experience auf Websites – Entwicklung des Fragebogen User Experience. 13. Fachgruppentagung Pädagogische Psychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), 14.-16. September, Erfurt
    Müller, J., Heidig, S. & Niegemann, H. M.
  • (2012). Emotions in HCI – Measuring components of a holistic user experience on websites with the questionnaire user experience (QUX). Conference of Junior Researchers of European Association for Research on Learning and Instruction (JURE), July, 23 th-27th, Regensburg, Germany
    Müller, J.; Heidig, S. & Niegemann, H.
  • (2012). Evoking emotional dimensions in HCI – Development of the questionnaire user experience (QUX). Annual Meeting of The American Educational Research Association (AERA), April 13th - 17th, Vancouver, Canada
    Müller, J., Heidig, S.,& Niegemann, H. M.
  • (2012). Let’s make our learning environments more emotional! Do aesthetic and usability aspects influence the learner’s affective states in multimedia learning? Conference of European Association for Research on Learning and Instruction - Special Interest Group 6 und 7 (EARLI SIG 6 & 7), September, 11th -13th, Bari, Italy
    Müller, J.; Heidig, S. & Niegemann, H.
  • (2012). Ton in Ton statt grau auf grau: Die Wirkung ästhetischer Designs auf affektive Reaktionen beim multimedialen Lernen. 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), 23.-27.September, Bielefeld
    Müller, J.; Heidig, S. & Niegemann, H.
  • (2013). Investigating affective design factors in multimedia learning: Effects of aesthetical appealing designs and usability on emotional affective states and learning outcomes. Biennial Conference of the European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), August, 27th – 31st, München, Germany
    Müller, J.; Heidig, S. & Niegemann, H.
  • (2014). Emotional design in multimedia learning: Effects of shape and color on affect and learning. Learning and Instruction, 29, 128-140
    Plass, J. L., Heidig, S., Hayward, E. O., Homer, B. D., & Um, E.
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1016/j.learninstruc.2013.02.006)
 
 

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