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Mediengenerationen: Biographische und kollektivbiographische Muster als Determinanten des Medienhandelns vor dem Hintergrund des demographischen Wandels

Antragsteller Professor Dr. Klaus Beck
Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2011 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 192419981
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ausgehend von vorliegenden Forschungen zur „Fernsehgeneration" und populären Konzepten wie „Handy-" oder „Facebook-Generation" ging das Projekt explorativ der Frage nach, ob es Mediengenerationen gibt und wie diese sich ggf. theoretisch plausibel und empinsch valide beschreiben lassen. Hierzu wurden standardisierte Befragungen (N=64), leitfadengestützte medienbiographische Einzelinterviews (N=51) sowie fünf altershomogene und drei Mehrgenerationen-Gruppengespräche (N=44) durchgeführt und ausgewertet. Auf der Grundlage von Karl Mannheims wissenssoziologischen Ansätzen wurde der Begriff Mediengeneration differenziert: Eine Betrachtung von Geburtenkohorten („Generationenlagerung") als statistisches Aggregat erwies sich dabei bereits aus theoretischer Perspektive als wenig aussichtsreich. Mediengenerationen können erst als „Generationenzusammenhang" verstanden werden, wenn sich ein kollektiver Medienerfahrungsraum, eine gemeinsame Medienpraxiskultur und ein „Generationenstil" nachweisen lassen. Die Herausbildung emphatischer bzw. kontroverser „Generationeneinheiten" ist mit Bezug auf alltägliches Medienhandeln kaum zu erwarten; hierfür haben wir auch keine empirischen Anzeichen gefunden. Die Konstruktion bestimmter „Mediengenerationen" übersieht außerdem die notwendige Differenzierung in Mediendispositive (technische Apparaturen und Rezeptionsstrukturen), Medienformate (produktions- und rezeptionsästhetische Angebotsformen und Genres) und Mediennarrative (mono- oder crossmediale Erzählungen und Thematiken). Zur quantifizierenden und vor allem qualitativ verstehenden Beschreibung von Mediennutzungsmustern, Medienbewertungen und individuellen Medienstilen als Ausdruck eines medialen Habitus wurden zentrale Begriffe Pierre Bourdieus auf die Medienpraxis von Nutzern angewendet: Drei Formen medialen Kapitals (objektiviert, institutionalisiert, inkorporiert) bestimmen die Position eines Akteurs im medialen Feld. Sein medialer Habitus kann als der für sein Medienhandeln relevante Teil der Dispositionen verstanden werden, die sich im Laufe der Medienbiographie langfristig herausgebildet haben. Parallele Medienlebensläufe (als Hinweis auf einen Mediengenerationenzusammenhang) und benachbarte Positionen im medialen Feld (bestimmt über Umfang und Zusammensetzung des medialen Kapitals) müssten dann in ähnlichen Dispositionen und Handlungsmustern resultieren und ggf. von den Angehörigen derselben Generationenlagerung reflexiv als „Generationenstil" wahrgenommen werden. Die entwickelten Instrumente erweisen sich insgesamt als tauglich für die Rekonstruktion individueller Medienbiographien, die Beschreibung der Position im medialen Feld und des Medienhabitus sowie deren Vergleich innerhalb der Generationenlagerung. Insbesondere die Beschreibung des inkorporierten medialen Kapitals trägt zu einem vertieften Verständnis individueller Varianzen bei. Die Gemeinsamkeiten derselben Generationenlagerung können vor allem auf individuelle Faktoren des Medienlebenslaufs (insbesondere die familiäre Mediensozialisation) sowie die Position im medialen Feld zurückgeführt werden; hinzu kommen medienstrukturelle Einflüsse. Insgesamt gibt es nur wenige Hinweise auf einen wirkmächtigen Mediengenerationenzusammenhang, der zu einem ausgeprägten „Mediengenerationenstil" der von uns untersuchten Generationenlagerung 1955-1965 führen würde. Es gibt zwar klare Hinweise auf kollektive Medienerfahrungen und eine geteilte Medienpraxiskultur, aber die Untersuchungsteilnehmer empfinden sich nur punktuell als Mitglieder einer bestimmten Mediengeneration.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2013): Medialer Habitus, mediales Kapital, mediales Feld - oder: vom Nutzen Bourdieus für die Mediennutzungsforschung. In: Wiedemann, Thomas/ Meyen, Michael (Hrsg.): Pierre Bourdieu und die Kommunikationswissenschaft. Internationale Perspektiven. Köln: Herbert von Halem, S. 234-262
    Beck, Klaus/ Büser, Till/ Schubert, Christiane
  • Mediengeneration: Biografische und kollektivbiografische Muster des Medienhandelns. Köln, Halem, 204 S., 2017 (BoD). 9783744508827. Zuvor: München/Konstanz: UVK, 2016
    Beck, Klaus/ Büser, Till/ Schubert, Christiane
 
 

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