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Augsburger Architektur- und Ornamentstichwerke. Der Anteil der Kunsthandlungen an der Formierung und Verbreitung ästhetischer Modelle während des 18. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2005 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 19185709
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Augsburger Stichwerke - soweit sie durch die Projektarbeit erschlossen werden konnten - bieten die Chance, grundlegenden Fragen zur künstlerischen Innovation im Spannungsfeld zwischen Erfahrungswissen und gelehrtem Wissen nachzugehen: Im Verlauf der Neuzeit wird in den Künsten schärfer als zuvor zwischen dem intellektuellen und materiellen Aufwand unterschieden, der zur Herstellung eines Werks erforderlich ist. Zunehmend werden materieller Aufwand und Materialbeherrschung (Handarbeit) geringer geschätzt als die intellektuelle Arbeit des Künstlers. An dieser Bewegung, die zur Formierung eines „Systems Kunst" führte, waren die einzelnen Künste in unterschiedlicher Weise beteiligt. Gewerke, in denen Luxusgüter hergestellt wurden, wurden in die Nobilitierung des Handwerks zur Kunst im allgemeinen nicht einbezogen. Dies lässt sich am Prestigeverlust der Goldschmiede und anderen metallverarbeitenden Handwerker exemplarisch zeigen. Luxusgüter sind somit - im Unterschied zu Malerei und Architektur - nicht (kunst)theoriefähig. Doch auch die staatswissenschaftliche Theoriebildung verhandelt Luxuswaren, ihre Produktion, ihre Verbreitung und ihre Konsumtion hauptsächlich unter Aspekten, die aus der christlichen Ethik herangezogen werden. Demnach ist Luxus nur dann nicht verwerflich, wenn er dazu dient, im Rahmen einer Semantik von Gegenständen die ständische Ordnung anzuzeigen, sie damit zu stabilisieren und die Ökonomie eines Gemeinwesens zu fördern. Als Störfaktor für beide legitimen Funktionen der Luxuswaren wird die Mode identifiziert, die ebenso wie die unter diesem Schlagwort gefassten Waren aus Frankreich komme. Dieser Sichtweise steht in der Praxis die außerordentliche Erfindungsgabe der Künstler/Handwerker genauso gegenüber wie der Wunsch der Konsumenten nach Neuerungen. Das Ornament und das in vielen Sparten angewandte Ornament, die dem Bereich des vom Erfahrungswissen geprägten Handwerks angehören, ermöglichten Formen der künstlerischen Innovation, die in den akademisch geprägten Diskursen über die Künste in der frühen Neuzeit nicht thematisiert wurden. Diese Formen der künstlerischer Erfindung gerieten erst mit den Avantgarden und der Aufwertung der Abstraktion im frühen 20. Jahrhundert in die Aufmerksamkeit des gelehrten Wissens. Dieses Spannungsfeld der künstlerischen Erfindung „aus der Hand" und „aus dem Kopf an geeigneten Beispielen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu verfolgen, ist Gegenstand eines Buchprojekts, das von weiteren Einzelstudien zu Sparten des Kunsthandwerks, zu Handwerk, Manufaktur, Verlagsystem und Akademie profitieren wird.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Enzyklopädische Architekturtypologie im 18. Jahrhundert. Die 'Architectonischen Risse' von Anckermarm, Hofmeister und Engelbrecht, in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 35 2008, S. 169-214
    Julian Jachmann
  • Sans theorie, sans raisonnement, sans gout, sans invention. Ornamentstich als Medium von Erfindung und Verbreitimg von Ideen im Kunsthandwerk des 18. Jahrhunderts, in: Mark Häberlein u. a. (Hg.): Luxusgegenstände und Kunstwerke vom Mittelalter bis zur Gegenwart: Produktion - Handel - Formen der Aneignung, München/Berlin 2010
    Katharina Krause
 
 

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