Detailseite
Projekt Druckansicht

Politische Korruption: Unmoralisches Geld und politische Begünstigung in Deutschland und Frankreich (19. - 20. Jahrhundert)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2011 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 185901719
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Vorhaben war Teil eines von DFG und ANR gemeinsam geförderten deutsch-französischen Forschungsprojektes über die Geschichte politischer Korruption in Deutschland und Frankreich im 19. und 20. Jahrhundert. Beteiligt waren insgesamt fünf Antragsteller an fünf Standorten. Im Mittelpunkt stand die Bedeutung von Korruptionskommunikation für die Aushandlung von Werten und Normen in Deutschland und Frankreich, wobei sich die deutsche Seite des Projekts auf das 20. Jahrhundert konzentrierte. Im Unterschied zu früheren Arbeiten wurde die Perspektive erweitert, insbesondere auf den Wertekonflikt zwischen wirtschaftlichem Handeln und Patriotismus in der Kriegsökonomie und auf die Rolle und Interessen von individuellen Korruptionskritikern. Insgesamt ergibt sich ein ambivalentes Bild: Einerseits war das Erregungspotenzial bestimmter Normübertretungen sehr groß, andererseits erwiesen sich die Aushandlungen darüber, was im Einzelnen als Übertretung zu werten war, als komplex, umstritten, veränderlich und von kleinteiligen Machtverhältnissen beeinflusst. Projektteil: „Unmoralisches Geld“. Der Ansatz dieses Teilprojekts, die Perspektive auf Normenkonflikte zu lenken, die zunächst nicht zwingend in Verbindung mit Korruptionsvorwürfen standen, hat sich als sinnvolle Erweiterung des bisherigen Forschungsfeldes erwiesen. Besonders die krisenbehafteten Jahre während und nach dem Ersten Weltkrieg boten geeignete Untersuchungsfälle, anhand derer Aushandlungsprozesse rund um das Verhältnis von nationalen Interessen und privaten Gewinnen auf verschiedenen Ebenen analysiert werden konnten. ‚Unpatriotisches Handeln‘ konnte trotz legalen Verhaltens zu einer gesellschaftlichen Ächtung führen. Insgesamt hatten diese Debatten einen großen Einfluss auf die Rahmenbedigungen der Kriegswirtschaft, auch wenn nicht alle zu neuen Gesetzen führten. Projektteil „Whistleblower“. Auch die frühe Bundesrepublik war von wiederkehrenden Korruptionsvorwürfen und -skandalen geprägt – in weitaus dichterer Weise, als dies zu Beginn des Projekts absehbar war. Neben einzelnen exponierten Personen war es vor allem das Nachrichtenmagazin Spiegel, das früh mit investigativen ‚Enthüllungen‘ aufmachte, die ein breiteres Publikum erreichten. Zugleich hielten andere Redaktionen daran fest, die Verhältnisse in der Bundesrepublik nicht allzu hässlich darzustellen. Die Enthüllungsjournalisten und vor allem ihre Informanten genossen einen zweifelhaften Ruf – die spätere Hochachtung für Whistleblowing war in den 1950er und 1960er noch nicht abzusehen. Die parlamentarischen Untersuchungsausschüsse, die auf die öffentlich gewordenen Korruptionsvorwürfe folgten, waren zentrale Arenen der Auseinandersetzung mit politischer Korruption, in denen die Verdächtigen bzw. Regierungspolitiker eine Gelegenheit sahen, zum Gegenangriff überzugehen. In der Arbeit wird das komplizierte Beziehungsgeflecht zwischen Politikern, Journalisten und Informanten analysiert. Dabei werden auch die Interessenlagen der Enthüller deutlich.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung