Kunsthistorische Analyse der Wandbilder in thebanischen Grabanlagen der 18. Dynastie. Die Stilentwicklung der Privatkunst im Spannungsfeld des Kunstgeschehens in der Residenz und in der Provinz
Final Report Abstract
Der Wandel der Bildinhalte in der Grabdekoration in und außerhalb Thebens während der 18. Dynastie und seine Auswirkung auf die Stilentwicklung sind Gegenstand des Forschungsprojektes. Dabei galt es, gegenüber den standardisierten Grundelementen die eigenständigen, kreativen Beiträge des Grabinhabers und des ausführenden Künstlers zu erkennen und zu werten. Es wurden spezifische Besonderheiten einzelner Phasen herausgearbeitet mit dem Ergebnis, dass diese künstlerischen Phasen sich häufig mit der Thronfolge decken, aber auch zeitlich übergreifen können. Dabei wurden Fragen erörtert wie zum Beispiel nach den Schwerpunkten einer Rezeption der höfischen Kunst. Das Verhältnis von königsnahen Grabanlagen, das heißt Gräbern in der Residenz zu Gräbern außerhalb Thebens wurde hinsichtlich Bildprogramm und Stil ausführlich untersucht. Dabei kommt auch der Wandel der Bedeutung des Grabes als Stätte der Götterverehrung zur Sprache. Ein interessantes Ergebnis ergab sich aus der Analyse von zeitlich und räumlich zusammengehörenden Gräbern, die in verschiedenen Nekropolenteilen in Theben nachzuweisen sind. Diese Grabgruppen ermöglichten es, den Wunsch des Grabherrn nach Selbstdarstellung, nach Distinktion und nach Demonstration seiner Nähe zum König im unmittelbarem Vergleich differenziert zu beschreiben, wobei die künstlerische Umsetzung dieser Aspekte besonders berücksichtigt wurden. Ingesamt betrachtet sind es die Berufsdarstellungen, die über ikonographische und stilistische Innovationen besonders Aufschluß geben, und die entsprechend der politischen Situation, wie zum Beispiel durch die wachsende Anzahl der von Hatschepsut eingesetzten höheren Beamten oder durch die kriegerischen Unternehmungen unter Thutmosis III. die frühe 18. Dynastie charakterisieren. Die Mitte der 18. Dynastie intensiviert die Schilderung der Verehrung des Königs, dessen Bild jetzt einen festen Platz im Grab eines höheren Beamten hat. Dazu gehört das Herausstreichen seiner besonderen Leistungen in einem „Ereignisbild“, das als ganz individuelle Erfindung auch neue Darstellungsmittel verlangt. In der späten 18. Dynastie macht sich eine Tendenz zur Verweltlichung des Grabgedankens bemerkbar, die in schmuckvollen Motiven das Wohlergehen einer auf das Diesseits ausgerichteten Luxusgesellschaft widerspiegelt. Bei zahlreichen Gräbern konnte die Datierung korrigiert werden, beruhte sie doch häufig auf dem Vorhandensein einer Königskartusche, die aber, kritisch betrachtet, die Karriere des Grabinhabers markieren sollte. Eine wichtige und unvorhersehbar zeitraubende Untersuchung betraf die Grabanlagen, die gemeinhin in die Zeit Thutmosis’ IV. und Amenophis’ III. eingeordnet wurden. Eine Feindatierung gelang, nachdem eine Anzahl Gräber fest datiert werden konnte, und zusammen mit zeitlich gut eingeordneter pharaonischer Kunst, sich eine Struktur erkennen ließ. Die Ausführungen können mit zahlreichen Bildern, vorwiegend aus unpublizierten Gräbern, veranschaulicht werden.