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The evolution of neck retraction mechanisms in basal turtles

Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung von 2011 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 184182171
 
Erstellungsjahr 2014

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Schildkröten sind unter den modernen Wirbeltieren einmalig, weil sie einen Knochenpanzer besitzen, in den sie ihren Hals und Kopf zurückziehen können. Bei den Halswenderschildkröten (Pleurodira) wird der Hals entlang einer horizontalen Ebene in des Panzers zurückgezogen, wohingegen bei den Halsbergerschildkröten (Cryptodira) der Hals entlang der sagittalen Ebene zwischen den Schultergürteln in den Panzer zurückgezogen wird. Obwohl diese Retraktionsmechanismen bei den modernen Schildkröten relativ gut erforscht sind, blieben der Ursprung dieser Mechanismen und die Mobilität des Halses bei den fossilen Schildkröten bisher weitgehend unbekannt. In dieser Studie wurde der Hals der Schildkröten im Detail untersucht. Im ersten Teil wurde die embryologische Entwicklung des Halses bei den pleurodiren Schildkröten zum ersten Mal untersucht und dabei die überraschende Entdeckung gemacht, daß diese Schildkröten in frühen Stadien der Embryologie die Anlagen von Halsrippen aufweisen, Strukturen, die bei allen modernen Schildkröten nach dem Schlüpfen fehlen. Der Verlust der Halsrippen kann plausible mit dem Erwerb der kompletten Halsretraktion korreliert werden, da Halsrippen bei dieser Bewegung im Wege wären. Die Anlage der Strukturen wird in einem morphogenetischen Zusammenhang im Zuge der Halsmuskelausbildung gedeutet. Im zweiten Teil der Studie wurde die Beweglichkeit der Halswirbel von modernen Schildkröten im Detail untersucht, um mögliche Korrelationen zwischen der Morphologie der Halswirbel und ihrer Beweglichkeit zu finden. Die Ergebnisse wurden dann auf eine Auswahl von fossilen Schildkröten angewendet, um die Beweglichkeit deren Hälse am Computer zu modellieren. Diese Untersuchung erbrachte das überraschende Ergebnis, daß schon die ältesten bekannten Schildkröten, wie z.B. die spättriassische Proganochelys quenstedti, ihren Kopf innerhalb des Panzers zurückziehen konnten, wenn auch nicht in der Art wie es die modernen Schildkröten tun. Im letzten Teil der Studie wurde die Morphologie der Halswirbel von modernen und fossilen Schildkröten digital quantifiziert und anhand geometrisch-morphometrischer Daten analysiert. Dabei war es möglich, die Wirbelformen der hypothetischen Vorfahren verschiedener Schildkrötengruppen zu berechnen und dreidimensional zu visualisieren. Auf diese Weise konnten erstmals genaue morphologische Beschreibungen der evolutionären Wirbelveränderung vorgelegt und mit den Mechanismen der jeweiligen Halsretraktionen korreliert werden. Die resultierenden Erkenntnisse können zukünftig in einem breiteren evolutionären Rahmen Anwendung finden, um die Wirbelveränderungen anderer Wirbeltiere biomechanisch und funktionsmorphologisch zu deuten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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