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Prinzipien der Wortschreibung im Deutschen und Englischen

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2010 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 183972857
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Wortschreibung ist auch im Englischen überraschend systematisch. Sowohl auf der silbischen Ebene als auch auf der morphologischen konnten wesentliche neue Zusammenhänge aufgezeigt werden. Auch im Englischen sind wie im Deutschen verschiedene phonographische Bezüge nur im Zusammenhang mit der Silbe zu begreifen. Die Schreibdiphthonge organisieren sich graphematisch mit bestimmten Erstbestandteilen (e, o) und Zweitbestandteilen (i, u) im Englischen, lediglich a positioniert sich abhängig von dem jeweils anderen Bestandteil. Die Systematik von w und y kann sowohl im Zusammenhang mit den Diphthongen als auch mit dem Silbenbau weitgehend systematisiert werden – sie positionieren sich am Wortende und stehen komplementär zu u und i – wie in new – neuter, lady – ladies usw. Auch innerhalb der morphologischen Schreibungen ist das Englische überraschend systematisch, wenn auch ganz anders als das Deutsche. Während im Deutschen die Doppelkonsonanten im Einsilber ganz typisch sind für die so genannte Stammkonstanz (schwimmen – schwimmt), fehlt diese gerade im Englischen (swimming – swim). Diese Schreibungen sind also ganz anders zu erfassen, und zwar viel mehr innerhalb des Schriftsystems als phonographisch (coming – come, die graphematischen Zweisilber werden unabhängig von der Lautstruktur ‚gleich‘ geschrieben). Methodisch neu ist die Frage nach der ‚Eindeutigkeit‘, die bestimmte Schreibungen zeigen. Wörter mit -ous als Endung sind mit großer Wahrscheinlichkeit Adjektive und dies hat sich auch erst im Laufe der Sprachgeschichte langsam entwickelt. Die phonologische Entsprechung ist keineswegs so eindeutig – nervous und service haben lautlich die gleiche zweite Silbe, schriftlich und morphologisch unterscheiden sie sich deutlich; Schrift und Morphologie sind aber auf eine überraschend systematische Weise aufeinander abbildbar – die Schreibung macht die Morphologie sichtbar. Hörbar ist möglicherweise ‚morphologische Komplexität‘ (es sind kanonische Trochäen), aber die Schreibung gibt deutlich spezifischere Auskunft. Das Deutsche wird deutlich lautnaher verschriftet als das Englische, daher ist die Wahrscheinlichkeit für solche Eindeutigkeit im Deutschen ausschließlich in der Schrift deutlich kleiner. Nichtsdestotrotz erscheint es auch für das Deutsche sinnvoll, sowohl Affixkonstanz anzunehmen (zum Beispiel bleibt Adjektivflexion immer ‚silbisch‘ wie blauen, blaues) als auch die Existenz von graphematischen Mustern, die sich deutlich bei den unregelmäßigen Verben zeigen; allerdings auch das im Deutschen abstrakter - zum Beispiel wird durch einen graphematischen Verweis auf Zweisilbigkeit (gab, floh) auf morphologische Paradigmen hingewiesen, indirekt also auf Flexion und flektierende Wortarten. Aus der Untersuchung ergeben sich damit auch eine Reihe Parameter, die für eine weitere vergleichende oder sogar typologische Forschung fruchtbar gemacht werden können. Neben den silbischen Prinzipien (hier besonders die Diphthongschreibungen, die in vielen Sprachen nicht rein phonographisch abzuleiten sind) sind das eben auch unterschiedliche morphologische Prinzipien – und die Interpretation der morphologischen Schreibungen, hier insbesondere die Eindeutigkeit bzw. Vieldeutigkeit.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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